Schutzlose VerbraucherInnen

KW 18/2024: Kommentar von Stefan Loipfinger
Investmentcheck.de ist für den Bundespreis Verbraucherschutz 2024 nominiert
Investmentcheck.de ist für den Bundespreis Verbraucherschutz 2024 nominiert

Liebe Leserinnen und Leser,

diese Woche endete die Frist zur Einreichung von Vorschlägen für den Bundespreis Verbraucherschutz 2024. Mitte Mai wird die Jury mit vierzehn Mitgliedern aus Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Journalismus darüber entscheiden, wer den Preis dieses Jahr erhält. Im Herbst findet die Preisverleihung in Berlin statt. Meine Chancen als Preisträger ausgewählt zu werden, dürften angesichts viel größerer Namen eher klein sein. Aber allein die Nominierung meines Blogs Investmentcheck.de hat mich gefreut.

Geprellte UDI-AnlegerInnen
Wie wichtig eine Stärkung des Verbraucherschutzes im Bereich des Vermögensanlagengesetzes wäre, zeigt mal wieder ein Beispiel aus dem Umfeld des Skandalanbieters UDI. Unglaubliche 4,5 Millionen Euro flossen beispielsweise von den UDI Energie Festzinsgesellschaften VIII bis 13 sowie dem UDI Sprint Festzins IV an die UDI Biogas Finkenheerd. Trotz der Millionen wurde dort nie ein Spatenstich durchgeführt. Die Gemeinde Brieskow-Finkenheerd hat deshalb den vorhabenbezogenen Bebauungsplan aus 2014 aufgehoben. Die AnlegerInnen stellen zu Recht die Frage, was mit ihrem Geld passierte. Warum wird hier niemand zur Rechenschaft gezogen? Ein spannender Aspekt ist in dem Aufhebungsbeschluss der Gemeinde enthalten, der mir vorliegt: „Inzwischen hat die valuteo GmbH, Frankenstraße 148, 90461 Nürnberg den Standort übernommen. Die valuteo GmbH als neuer Eigentümer will auf der gesamten Gewerbefläche eine PV-Freiflächenanlage errichten.“ Damit ist das Geklüngel perfekt, denn die Firma gehört mittelbar Rainer Langnickel, der damit von dem gescheiterten Biogasvorhaben profitiert.

Beurlaubter D.I.I.-Vorstand
Auch das 2013 eingeführte Kapitalanlagegesetzbuch mit BaFin-überwachten Anbietern ist längst kein Garant für Verbraucherschutz (d.i.i.-Fonds 14 ist insolvent). So stellte die kürzlich bei der d.i.i. Deutsche Invest Immobilien AG als vorläufige Insolvenzverwalterin bestellte Dr. Romy Metzger im Rahmen ihrer ersten Prüfungen Unregelmäßigkeiten fest. In diesem Zusammenhang wurde der bisherige Vorstandsvorsitzende Frank Wojtalewicz mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Zu Details machte Metzger keine Angaben. Da die beiden anderen Gesellschafter der AG derzeit wegen Vorwürfen der Staatsanwaltschaft in Sachen Sympatex in Untersuchungshaft sitzen, wird das Bild immer konfuser. In dem Zusammenhang muss natürlich erneut erwähnt werden, dass der ehemalige BaFin-Chef Felix Hufeld im Aufsichtsrat der AG sitzt (BaFin-Versagen bei der d.i.i.-Milliardenpleite) und dort vermutlich auch die Interessen seines Investments bei der Rantum Capital vertrat. Ob er diese Entscheidung bereut? Aktuell ist Hufeld nicht mehr als „Industriepartner“ auf der Rantum-Homepage aufgeführt. Seine bereits im Mai 2022 eingegangenen Beteiligungen an der Rantum Equity Participation GmbH & Co. KG und der Rantum Capital GmbH & Co. Dritte Beteiligungs KG sind laut Handelsregister aber noch aktiv.

Feigenblattnummer Anlegerbeirat
Die AnlegerInnen von ProReal Europa 9 und ProReal Europa 10 haben diese Woche eine Einladung zur Kandidatur als Anlegerbeirat erhalten. Neu-Geschäftsführer Joachim Winter möchte „durch die freiwillige Etablierung dieser Anlegerbeiräte den erlittenen Vertrauensverlust bei Anlegern und Vertriebspartnern durch ein hohes Maß an Transparenz soweit wie möglich ausgleichen“. Dazu sollen die im nächsten Schritt zu wählenden Gremien eine transparente Kommunikation zwischen AnlegerInnen, ihren Vertretern und den Emittenten über das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung der SC Finance Four GmbH sicherstellen. Dass das alles regelrechte Täuschung und am Ende nur eine Feigenblattnummer ist, zeigt ein einziger Halbsatz zu den Voraussetzungen für die Teilnahme am Anlegerbeirat, wonach circa 1,5 Stunden Zeit pro Monat einzuplanen sind. NIEMAND – auch nicht der größte Experte – kann angesichts der chaotischen Zustände und der eigentlichen Mammutaufgabe mit diesem Zeitaufwand eine ernst zu nehmende Rolle als Anlegerbeirat ausüben! (mehr: Drohender Totalausfall)

Wird Novalumen zur Mini-Nova?
Über das verbraucherunfreundliche Zusammenspiel von Rüdiger Weiß als Insolvenzverwalter bei der Deutschen Lichtmiete und Frank Günther als Chef der Novalumen habe ich schon vielfach berichtet (geplünderte Novalumen-Kasse). An meiner kritischen Ansicht änderte auch die vor gut einem Jahr heilsbringend verkündete Verpflichtung des ehemaligen Osram-Managers Maik Weber nichts. Weber hat kürzlich sein Geschäftsführeramt „mit sofortiger Wirkung“ niedergelegt. Auch mit Weiß soll es neuerdings Stress geben, weil dieser keine Lampenmieten mehr an Novalumen überweist, wie die in diesem Fall gewöhnlich gut unterrichtete Nordwest-Zeitung berichtet. Damit wird sich noch schneller und dramatischer als erwartet zeigen, dass das komplexe Anleihenkonstrukt nie dazu taugte, um den geschädigten Lichtmiete-AnlegerInnen wenigstens einen Teil ihrer Investments zurückzubringen.

Klares Anlegervotum beim PI-Fonds 3
Abschließend möchte ich noch von einer Reise nach Nürnberg berichten. Dort fand in einem Konferenzraum der Meistersingerhalle eine außerordentliche Gesellschafterversammlung zum PI Pro Investor Immobilienfonds 3 statt. Es ging um die Abwahl der aktuell bestellten Kapitalverwaltungsgesellschaft Quadoro Investment GmbH, die den Fonds erst im Herbst letzten Jahres übernahm, nachdem die alte KVG PI Fondsmanagement diese Aufgabe nicht mehr ausführen durfte. Ein wohl einmaliger Vorgang mit vielen Fragezeichen, auch wenn die mit über 90 Prozent der anwesenden oder vertretenen Stimmen neu gewählte WIDe Wertimmobilien über die notwendige Zulassung verfügt. Wie geht die BaFin mit dem Willen der AnlegerInnen um? Kann der Dienstleistungsvertrag zwischen der Fondsgesellschaft und der Quadoro überhaupt gekündigt werden? Welche Schadensersatzansprüche stehen der Quadoro wegen Nichterfüllung des Vertrages zu? Welche Rolle spielen die FinanzanlagenvermittlerInnen, die trotz Ankündigung von Schadensersatzansprüchen durch die Quadoro für einen Wechsel votierten? Wird die Quadoro die ihr eventuell zustehenden Schadensersatzansprüche tatsächlich auf Kosten der AnlegerInnen einklagen? Warum wird angesichts der katastrophalen Managementfehler der alten PI nicht über deren Verantwortung geredet? Wird es demnächst ähnliche Versammlungen bei den PI Fonds 4 und 5 geben? Viele Fragen, die weit über den Einzelfall hinaus bedeutend sind.

Bleiben Sie verbraucherfreundlich.
Ihr
Stefan Loipfinger

Kommentare

4 Antworten zu „Schutzlose VerbraucherInnen“

  1. Avatar von Andreas Czasch

    One Grupp ….nur eine Lügen nichts alls Lügen…!!!!!!!!!!

    1. Avatar von Uwe Leder
      Uwe Leder

      Man hätte schon misstrauisch werden müssen, als die Group von der ISARIA in München zu den Österreichern wechselte. Der Muttergesellschaft sollten Geschäfte in der EU verboten werden.

  2. Avatar von lucky
    lucky

    GRATULATION zur Nominierung!

  3. Avatar von Fritz Kreuzer
    Fritz Kreuzer

    herzlichen Glückwunsch zum BundesVerbraucherschutz Preis 2024

    Laufen gegen Insolvenzverwalter Weiß und Novalumen -Geschäftsführung schon Strafanzeigen, z.B. wegen Betrugs?
    Novalumen gibt auch auf mehrere Anfragen und Terminangaben die in Leinefelde gelagerten Leuchten nicht an die Eigentümer heraus. Sie verzögern alles und sind nicht erreichbar. Sie wollten die Leuchten ja schon „geschenkt“ übertragen bekommen. Nun fahren Sie die Taktik: Wir machen nichts- und wir gegen auch nichts heraus. Ist das nicht nochmal ein Anlegerbetrug?

    Was ist vom Angebot der Light Now Show von Herrn Hahn zu halten? Es gibt ja fast keine Alternativen
    Wer kann einen Ratschlag geben?

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