Ostersuche nach Antworten

KW 12/2024: Kommentar von Stefan Loipfinger
SORAVIA sagt nicht, in welche Projekte das Anlegerkapital geflossen ist. Viel Geld ging an problematische Immobilienentwicklungen.
SORAVIA sagt nicht, in welche Projekte das Anlegerkapital geflossen ist. Viel Geld ging an problematische Immobilienentwicklungen.

Liebe Leserinnen und Leser,
natürlich war die One Group und der Insolvenzantrag mit Eigenverwaltung bei der SC Finance Four erneut das bestimmende Thema diese Woche. Der Wunsch-Sachwalter Dr. Jan Markus Plathner von Brinkmann & Partner aus Frankfurt wollte den Fall nicht übernehmen. Das Amtsgericht Offenbach bestellte dann Rechtsanwalt Dr. Andreas Kleinschmidt von White & Case zum vorläufigen Sachwalter (Aktenzeichen: 8 IN 170/24). Bis heute erschließt sich mir nicht, warum sich das Amtsgericht Offenbach hier überhaupt zuständig fühlt, da der Sitz laut Handelsregister bis heute in Hamburg eingetragen ist. Auf eine diesbezügliche Presseanfrage beim Gericht bekam ich keine Antwort.

Vergebliche Antwortensuche
Aus Sicht der AnlegerInnen sind allerdings andere Fragen bedeutender. In einem Schreiben teilte der neue Chef Joachim Winter beim ProReal Europa 9 und 10 mit, dass es „aus heutiger Sicht einen hohen finanziellen Ausfall geben wird, jedoch ohne dass es zu einem Totalverlust kommt“. Er bestätigte also die bereits vergangene Woche vom rechtlichen Schuldnervertreter genannte Verlustquote von rund 70 Prozent (Zweidrittel des Geldes sind weg). Außerdem teilte Winter mit, er möchte einen Anlegerbeirat etablieren, um „eine optimale und transparente Anlegerkommunikation sicherzustellen“. Zunächst würde ein vorläufiges Gremium eingesetzt, das später formal gewählt werden soll. Schon vor einer Woche habe ich dazu Fragen an die One Group beziehungsweise SORAVIA gestellt. Nun kam die Antwort, dass ich keine Antwort bekomme: „Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir uns aktuell nicht äußern können.“ So viel zur versprochenen optimalen und transparenten Anlegerkommunikation. Warum will SORAVIA keine Fragen nach einer Satzung oder den Befugnissen dieses Gremiums beantworten? In dem Webinar mit FinanzanlagenvermittlerInnen berichtete die One Group von einer konstituierenden Sitzung am 15. März. Meine Frage nach der Zusammensetzung des vorläufigen Anlegerbeirats blieb allerdings ebenfalls unbeantwortet. Wer nichtssagende Antworten auf häufig gestellte Fragen lesen möchte, der kann die neu auf der One Group-Homepage eingestellten FAQs aufrufen. Gut versteckte Ostereier im Garten sind leichter zu finden als konkrete Antworten.

Schimmlige Eier im Nest der PI Pro Investor Fonds
Vergangene Woche habe ich über die Abstimmungen zum KVG-Wechsel bei den drei PI Pro Investor Fonds berichtet (Wochenkommentar 11/2024). Dazu gab es vielfältige Reaktionen. Der Treuhänder meldete sich und meinte, dass die in seinem Ermessen ausgeübten Stimmen nicht den Ausschlag bei den knappen Abstimmungen gaben. Genaue Zahlen bekam ich aber nicht. Die Quadoro Investment als neue KVG meldete sich ebenfalls. Sie hat den Vertrieb diese Woche in Webinaren über die ersten Erkenntnisse aus einer Portfolioanalyse für die Fonds Nummer 3 bis 5 informiert. Mir liegen die Präsentationen vor und ich muss sagen, dass ich entsetzt bin über das vom alten Fondsmanagement hinterlassene Chaos. Ich habe überlegt, ein paar Bilder aus den Objektbesichtigungen zu zeigen. Die sind aber so unappetitlich, dass ich sie nicht auf meiner Homepage haben möchte. Quadoro spricht bei zahlreichen Assets von einem wirtschaftlichen Totalschaden und berichtete von fehlerhaften Bauanträgen bei laufenden Baumaßnahmen oder von vernachlässigten Rechtsstreitigkeiten. Angeblich wurde sogar eine Selbstbedienungsmentalität des alten Managements mit dem Vertrieb gelebt, der für Objektvermittlungen, Finanzierungsbeschaffung und sogar die Vermittlung einer Hausverwaltung erhebliche Provisionen bekam. Hier gibt es noch viel aufzuarbeiten. Egal wer die Fonds am Ende dauerhaft managen wird. Er sollte den AnlegerInnen durch gelebte Transparenz zeigen, dass er das alte Management nicht schont.

UDI Biogas 3: Kaufangebot für 1 Prozent
Ein faules Ei im Osternest lieferte Moustafa Amet als Geschäftsführer der UDI Bioenergie GmbH. Er bietet an, die Kommanditanteile der InvestorInnen bei der UDI Biogas 3 für ein Prozent des Nominalwertes zu kaufen. Vielleicht gibt es in einem Jahr noch einen Nachschlag von neun Prozent. Und damit die AnlegerInnen dieses auf den ersten Blick sehr fragwürdige Angebot mit einer Mehrheit von 75 Prozent gut finden, droht er mit möglichen Ausschüttungsrückforderungen und Steuernachzahlungen. Bei den Auszahlungen ist allerdings wichtig, dass nur für 2011 und 2012 die prospektierten 4,0 sowie 6,0 Prozent bezahlt wurden. Seitdem gab es nichts mehr. Bei den Steuern wird sehr nebulös formuliert, dass im Insolvenzfall „mit sehr großer Wahrscheinlichkeit mit zu versteuernden Gewinnzuweisungen zu rechnen“ wäre. Konkretes wird aber nicht genannt. Vermutlich werden trotzdem zahlreiche AnlegerInnen das Angebot annehmen, da Rainer Langnickel im Januar schon mit einer Insolvenz drohte und einen akuten Liquiditätsbedarf von 150 Prozent der Ursprungseinlage beschrieb. Die 170 AnlegerInnen sollten eine Erklärung abgeben, dass sie zu der freiwilligen Kapitalerhöhung bereit sind. Damals machte das völlig irrsinnige Schreiben keinerlei Sinn. Jetzt erscheint es fast so, dass dieses auf das nun vorliegende Schreiben vorbereiten sollte, damit die AnlegerInnen froh über einen Kaufpreis von einem Prozent sind.

Bleiben Sie suchfreudig.
Ihr
Stefan Loipfinger


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Kommentare

3 Antworten zu „Ostersuche nach Antworten“

  1. Avatar von DR. THEISSEN GROUP

    Stefan unmöglich wie hier mit Anlegergelder umgegangen wird !
    Wir gehen nicht davon aus, dass hier noch 30 % für die Anleger zurückgibt, das ist zu positiv gedacht! Vielleicht, allenfalls 10 % ?
    Jetzt haben die Klage-Rechtsanwälte wieder viel zu tun, Anleger, wenn diese eine sogenannte neue Kapital Rechtsschutzversicherung besitzen, zu beraten und Klagen gegen die Verantwortlichen und Anlageberater anzustrengen. Recht werden diese bestimmt bekommen, ob dann aber der eingesetzte Anlagebetrag zurückfließt, wird sich zeigen!
    Unser Remuse: Das Provisionsverbot muß kommen! Dann haftet dann die Versicherung des Honorarbersters bei Fehl-Anlageberatung, so dann dieser eine hat, sagt Unternehmer und Hall of Fame in 2020 (Anlagebranche) HJT, CEO und alleingeschäftsführender Gesellschafter der http://www.dr-Theissen.de Münster & München.

  2. Avatar von Wilfried Helck
    Wilfried Helck

    Moin zusammen,
    es muss sich grundsätzlich etwas ändern auf dem grauen Kapitalmarkt, damit diese Machenschaften der Herren in Nadelstreifen endlich eine Ende haben.
    Es braucht einen besseren Anlegerschutz.
    Wenn man ehrlich ist, hat die Marketingabteilung der Onegroup ganze Arbeit geleistet. Denn warum haben sonst so viele , einschließlich mir, diese risikoreichen Anleihen gezeichnet.
    Unterschwellig wurde einem doch suggeriert, dass im Fall von Zahlungsproblemen sicherlich die Soravia einspringen würde .
    Hier sollten die Juristen ansetzen und die Soravia zur Verantwortung ziehen .
    Frohe Ostern.

  3. Avatar von Andreas Czasch
    Andreas Czasch

    Ja ,,ich kann nur sagen wie am Anfang wo noch im Brief an die Anleger statt, dass vielleicht keine Verluste und auch eine Nachzahlung der Quatals Zinzahlung geben wir….wie ein Märchen aus Tausend u.einer Nacht die Anleger wurden mehr als Totallverarscht !!
    Wie immer alles wurde durch die Wirschaftskanzlei schon Gesplittet so das die Anleger auf der Scheiße sitzen bleiben,für alle Menschen …niemals wieder in Nachrangdarlehen zu investieren, auch wenn man denkt es würde gut 🏃‍♂️ laufen ,dann platz alles um man hat 100% verloren.

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