AnlegerInnen zahlen die Zeche

KW 09/2024: Kommentar von Stefan Loipfinger
Schon in der guten Immobilienmarktphase liefen viele PROJECT-Immobilienentwicklungen nicht plangemäß
Schon in der guten Immobilienmarktphase liefen viele PROJECT-Immobilienentwicklungen nicht plangemäß

Liebe Leserinnen und Leser,

es sollte eine frohe Botschaft sein. Vor ein paar Tagen informierte der Insolvenzverwalter Volker Böhm darüber, dass zwei Darmstädter PROJECT-Immobilien fertiggestellt werden. Das Bauunternehmen MAUSS-Bau wird sowohl das Apartmenthaus in der Eschollbrücker Str. 12 (77 Wohnungen) als auch das Projekt am Donnersbergring (87 Wohnungen) zu Ende bauen. Seit August standen die Arbeiten dort still, jetzt ist eine Fertigstellung im Jahr 2025 sichergestellt.

FondsanlegerInnen zahlen die Zeche
„Für die beiden Darmstädter Projekte ist es nun gelungen, mit einem Generalunternehmer einen Vertrag über die Fertigstellung abzuschließen“, erläutert Volker Böhm. „Und zwar ohne Erhöhung des Kaufpreises für die Wohnungskäufer. Dies ist für die Käufer eine sehr gute Lösung.“ Mit keinem Wort erwähnt der Insolvenzverwalter allerdings, wer die Zeche bezahlt. Denn natürlich ist nicht davon auszugehen, dass vor und durch die Insolvenzen der beiden Immobilienentwicklungsgesellschaften kein Schaden entstanden ist. Bei der PROJECT PW Eschollbrücker Str. 12 Darmstadt GmbH & Co. KG investierten AnlegerInnen Ende 2022 mittelbar 8,5 Millionen Euro. Bei 33,5 Millionen Euro Gesamtvolumen ist das ein auskömmlicher Puffer. Am schlimmsten wird es den Fonds Metropolen 18 treffen, der mit 4,1 Millionen Euro den Löwenanteil finanzierte. Zu Recht werden AnlegerInnen dort die Frage aufwerfen, warum sie erstmals im Juni 2020 in eine Entwicklung investierten, die zu dem Zeitpunkt schon weit hinter den ursprünglichen Planungen beim Ankauf 2016 lag. Ein sehr typisches Problem, das wiederum die Frage aufwirft, wie unabhängig die Kapitalverwaltungsgesellschaft PROJECT Investment AG agierte. Eine Anfrage zu den Folgen bei den Darmstädter Immobilienvorhaben blieb wie bei den letzten Malen unbeantwortet.

Institutionelle Investoren betroffen
Die zweite Immobilienentwicklung mit 87 Wohnungen, die ebenfalls von MAUSS-Bau fertiggestellt wird, befindet sich am Donnersbergring in Darmstadt. Die Finanzierung dort übernahm die PROJECT Vier Metropolen II Beteiligungs GmbH, ein Investitionsvehikel für institutionelle AnlegerInnen. Die Liste der Investorinnen ist prominent besetzt. Die Pensionskasse der HypoVereinsbank, das Versorgungswerk der Apothekerkammer Westfalen-Lippe und von Schleswig-Holstein, der LVM Landwirtschaftlicher Versicherungsverein Münster, die Sparkasse Nürnberg oder auch die Helaba Invest zählen zu den mittelbaren Financiers bei der PROJECT PW Donnersbergring Darmstadt GmbH & Co. KG. Dort wird sicherlich längst die Rolle und Verantwortung der Kapitalverwaltungsgesellschaft geprüft.

Das nächste Desaster droht
Seit Wochen recherchiere ich in Sachen One Group und deren Mutter SORAVIA. Wobei ich hier gleich anmerken muss, dass die SORAVIA Immobilien Holding nun eine Ex-Mutter ist. Denn die OG Holding als zentrales Unternehmen der One Group wurde aus dem Konzern ausgegliedert. Auch andere Unternehmen wurden in eine neue Struktur neben dem SORAVIA-Konzern verschoben. Bisher bekannt ist, dass das im Rahmen einer Restrukturierung der One Group passierte. Die zu befürchtenden Konsequenzen können wir bisher nur erahnen. Auf Anfrage teilte SORAVIA mir mit, man habe ein „profiliertes Team an Unternehmensberatern und spezialisierten Anwälten“ zusammengestellt. Bei vier Emittentinnen habe die SORAVIA „Handlungsbedarf unterschiedlicher Ausprägung“ festgestellt. Am meisten Spekulation wirft der Hinweis auf, wonach einige Gesellschaften sogar in das Rhein-Main-Gebiet verlegt wurden, weil dort „ein Beratungsteam und die auf solche Situationen spezialisierte, neue Geschäftsführung der Emittentinnen ihren Tätigkeitsschwerpunkt haben“. Ich werde jetzt nicht schreiben, was ich bei solchen Formulierungen denke und was die Gerüchteküche längst weit verbreitet. Nicht einmal die Namen der konkret davon betroffenen Unternehmen hat SORAVIA mitgeteilt. Es geht um vier von 23 Emittentinnen aus dem Kreis der One Group. Klar fallen einem da sofort die ProReal Deutschland 7 und 8 sowie die ProReal Europa 9 und 10 ein. Insgesamt 409 Millionen Euro von 11.000 AnlegerInnen stecken in diesen vier Produkten, bei denen die Zinsen für das vierte Quartal 2023 nicht mehr bezahlt wurden. Einen ausführlichen Bericht zu der Konzernausgliederung habe ich gestern veröffentlicht: SORAVIA restrukturiert One Group

Bleiben Sie unbeirrt.
Ihr
Stefan Loipfinger


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Kommentare

Eine Antwort zu „AnlegerInnen zahlen die Zeche“

  1. Avatar von Peter Damaske
    Peter Damaske

    die Inhalte sind wichtig und sehr gut recherchiert
    nur sind sie sehr schwer lesbar – leider
    warum nur verwenden Sie lieber Herr Loipfinger immer noch diese unsägliche Gendersprache?

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