Editorial Investmentcheck 2016/01

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
seit einem halben Jahr sammelt Investmentcheck nun Informationen über Vermögensanlagen. Vom AIF bis zum Zweitmarktfonds sowie vom Genussrecht bis zum Nachrangdarlehen. Aus rund 200 Angeboten können Investoren derzeit auswählen.

Doch viele haben das Geld der Anleger nicht verdient, weil die Bereitschaft zu Transparenz als Vertrauensbasis fehlt. Gerade mal 18,5 Prozent der Produkte haben Investmentscheck auf Anfrage ausreichende Unterlagen zur Verfügung gestellt, die eine qualifizierte Anlageentscheidung erst möglich machen. Bei 303 Produkten oder 71,8 Prozent fanden es die Anbieter nicht einmal nötig zu antworten oder verweigerten Unterlagen.

Noch schlimmer ist es bei der Bereitschaft, konkrete Fragen zum Kapitalanlageangebot zu beantworten. Von 233 Anfragen durch Investmentcheck beantworteten die Anbieter geradte einmal 35 vollständig. Das ist eine magere Quote von 15 Prozent. Über 80 Prozent antworteten nicht oder verweigerten eine Auskunft. Manche drohten sogar schon mit Anwälten, nur weil Investmentcheck Fragen gestellt hat. Aus Anlegersicht ist das nicht gerade vertrauenserweckend.

Natürlich ist es absolut legitim, Investmentcheck keine Unterlagen zur Verfügung zu stellen und Fragen nicht zu beantworten. Allerdings werden wir den Umgang mit Anfragen öffentlich machen. Wer sich dazu entscheidet, Geld am Kapitalmarkt einzusammeln, der muss sich unter Umständen von Interessenten die Frage gefallen lassen, warum er Anfragen ignoriert.

Es wird Zeit für mehr Transparenz in diesem Markt, von dem noch nicht einmal bekannt ist, wie groß er ist. Mehrere Milliarden Euro fließen pro Jahr in diese Produkte. Die kürzlich vom bsi Bundesverband Sachwerte und Investmentvermögen gemeldeten Platzierungserfolge für Publikums-AIF von 521 Millionen Euro in 2015 sind nur ein bedingt repräsentativer Auszug des Marktes. Allein der Containerinvestmentanbieter P&R hat mit 831 Millionen Euro ein deutlich größeres Volumen im Vorjahr bewegt. Auch bei den Publikums-AIF gibt es jede Menge Kapitalanlagegesellschaften, die in der bsi-Statistik fehlen. Doch wie groß ist der Markt insgesamt? Wo bewegt er sich hin? Wer sind die Player? Wie viele verschwinden und hinterlassen frustrierte Investoren?

Investmentcheck will einen kleinen Beitrag zu mehr Transparenz leisten.

Ihr
Stefan Loipfinger


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