Amateurhafte PI Pro Investor

KW 42/2023: Kommentar von Stefan Loipfinger
Keiner der PI-Publikums-AIFs schaffte es in der guten Immobilienmarktphase ins Plus
Keiner der PI-Publikums-AIFs schaffte es in der guten Immobilienmarktphase ins Plus

Liebe Leserinnen und Leser,

Nürnberg ist eine schöne Stadt, aber offenbar kein gutes Pflaster für Anbieter von Kapitalanlagen. Nach UDI und Project hat nun auch die PI Fondsmanagement GmbH & Co. KG ein Problem. Seit 2015 ist PI von der Finanzaufsicht BaFin als Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) zugelassen. Drei Publikums-Fonds und ein Spezial-AIF mit einem Volumen von 78 Millionen Euro werden verwaltet. Jetzt müssen sich die AnlegerInnen aber eine neue KVG suchen, denn Pro Investor findet keinen zweiten Geschäftsführer. Konkret gesagt hat PI fünf Kandidaten vorgeschlagen, von denen die BaFin allerdings keinen als geeignet akzeptierte. Nun soll auf außerordentlichen Gesellschafterversammlungen darüber abgestimmt werden, ob zukünftig die WIDe Wertimmobilien Deutschland Fondsmanagement GmbH oder die Quadoro Investment GmbH als externe KVG fungiert. Wählen die drei Fonds nicht den gleichen Verwalter, überstimmen die beiden Fonds denjenigen, der sich eigentlich für den anderen Verwalter entschieden hat. Vermutlich wird das allerdings nicht passieren, da die PI-Geschäftsführung die Quadoro Invest empfiehlt. Leider erfahren die AnlegerInnen in den Abstimmungsunterlagen nicht, wie der zukünftige Beratervertrag zwischen der Quadoro-Gruppe und der PI Pro Investor GmbH & Co. KG dotiert sein wird.

Transparenz war noch nie die stärke von PI Pro Investor. So sind beispielsweise noch keine Jahresabschlüsse für 2022 veröffentlicht, obwohl bereits ein Nettoinventarwert (NIW) per Ende 2022 bekannt ist. So ist Mitte Oktober noch nicht öffentlich, wie sich die Fonds im Vorjahr entwickelten. Das ist schon deshalb bedenklich, weil die Ergebnisse in der Vergangenheit nicht gerade berauschend waren. So hat es der älteste von PI Fondsmanagement verwaltete Publikumsfonds bis Ende 2021 trotz der bis dahin sensationellen Immobilienmarktentwicklung nicht geschafft, die anfänglichen und laufenden Kosten zu verdienen. Viele werden das vermutlich nicht einmal bemerken, da PI Ausschüttungen einfach aus der Substanz bezahlte. Aufgrund dieser unbefriedigenden Ergebnisse sollten die AnlegerInnen sehr gut hinterfragen, welche Kosten durch den KVG-Wechsel eigentlich entstehen.

Mit Frust umgehen können die InvestorInnen von ThomasLloyd schon länger. In einem neuen Schreiben hat der Anbieter die Fonds-AnlegerInnen darüber informiert, dass keine weiteren „Meilensteine“ beim Verkauf sowie der Refinanzierung ihrer Assets erzielt werden konnten. In spätestens sechs Wochen will ThomasLloyd dann erneut darüber informieren, wie es mit den sehnsüchtig erwarteten Ausschüttungen weiter geht. Richtig gut läuft es auch bei einer anderen TL-Baustelle nicht: Die indische Beteiligung SolarArise wird vermutlich den 200-MW großen Rewa Ultra Mega Solar Park bauen, obwohl daraus schon jetzt plangemäß mit Verlusten zu rechnen ist. Das sind keine guten Vorzeichen für das „RUMS Project“, auch wenn so erhebliche Strafen wegen Nichterfüllung vermieden werden.

Springen wir noch von Indien nach Afrika. Wenn jemand in energieeffiziente Kochherde und den damit verbundenen Verkauf von CO2-Zertifkaten Geld investieren will, der kann sich an einem Crowdfunding von Bettervest beteiligen. Diese nicht gerade für qualitativ hochwertige Fundings bekannte Plattform sammelt nun schon zum zweiten Mal Geld für die Burn Cook Stove Emissions UG aus Frankfurt. Eigentlich kein Fall, den ich im Newsletter bespreche. Es ist wohl überflüssig, Bedenken anzumelden, ob von dem nach Kenia weiterfließenden Geld jemals etwas zurückfließen wird, um die Rendite von sechs Prozent zu finanzieren. Spannend wird der Fall allerdings, da bei dem Funding einfach ein altes Vermögensanlagen-Informationsblatt verwendet wird. Bettervest teilte auf Anfrage mit, dass man auch die zweite Tranche mit denselben Konditionen und dem VIB vom 1. September 2022 einsammle. Da wäre wohl eine steuerlich abzugsfähige Spende besser angebracht.

Bleiben Sie robust.

Ihr
Stefan Loipfinger


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Kommentare

Eine Antwort zu „Amateurhafte PI Pro Investor“

  1. […] toller Immobilienjahre bis Ende 2022 noch nicht einmal seine Kosten reinverdiente (mehr dazu: Amateurhafte PI Pro Investor). Mit dem Verkauf einen Verlust zu realisieren, zieht den Fonds noch weiter ins Minus. Damit macht […]