Zeit für die Jahresabschlüsse 2022

26/2023: Wöchentlicher Kommentar von Stefan Loipfinger

Liebe Leserinnen und Leser,
heute ist der 30. Juni. Das ist ein wichtiges Datum für tausende AnlegerInnen von Vermögensanlagen und Crowdinvestments. Gemäß dem Vermögensanlagengesetz muss der Jahresabschluss spätestens sechs Monate nach Geschäftsjahresende, in den meisten Fällen ist das der 31. Dezember, beim Bundesanzeiger zur Veröffentlichung eingereicht sein. Ab sofort können Anlegerinnen und Anleger außerdem gemäß Paragraph 23 Absatz 1 des Vermögensanlagengesetzes den Jahresbericht bei den Emittenten anfordern. Sollten diese keine Version für das Jahr 2022 bereitstellen, haben die Anlegerinnen und Anleger laut Aussage zahlreicher Anwälte ein außerordentliches Kündigungsrecht. Denn die gesetzlich vorgeschriebenen Informationen über die wirtschaftliche Entwicklung eines Schuldners stellen ein fundamentales Recht für nachrangige GläubigerInnen dar.

Daraus ergeben sich interessante Überlegungen für Schwarmfinanzierungen. Eine von mir vor zwei Wochen gestartete Umfrage zeigt, dass viele AnlegerInnen mit dem Verlauf ihrer Investitionen und der Qualität der Plattformen äußerst unzufrieden sind. Unzureichende Transparenz und mangelnde offene Kommunikation werden am häufigsten als „ungenügend“ bewertet. An der Umfrage nahmen nur registrierte Forumsteilnehmerinnen und Teilnehmer mit umfangreicher Erfahrung in diesen Investments teil. Über die Hälfte der Befragten hat mehr als 50 Finanzierungen getätigt, gut ein Viertel sogar über 100.

Erste Zwischenergebnisse aus der Umfrage zu Crowdplattformen
Erste Zwischenergebnisse aus der Umfrage zu Crowdplattformen

Besonders aufschlussreich sind die Antworten auf die Frage, bei welchen Plattformen die Befragten nicht mehr investieren würden. Nach dem aktuellen Stand der Ergebnisse schneidet Portagon, mit den beispielsweise daran hängenden Plattformen LDUG und FFAV, besonders schlecht ab. Mehr als vier von fünf AnlegerInnen, die dort bereits investiert haben, möchten dies zukünftig nicht mehr tun. Auch Dagobert und Bergfürst haben bereits drei von fünf AnlegerInnen stark verärgert. Exporo, OneCrowd und die Rocket-Gruppe verlieren bei den NutzerInnen des Forums die Hälfte ihrer bisherigen Finanzierer. Bisher schneiden die Plattformen E&V Digital, Rendity und Zinsbaustein am besten ab. Nicht einmal jeder zehnte Schwarmfinanzierer ist dort so enttäuscht worden, dass er keine weiteren Investitionen mehr tätigen möchte.

Bleiben Sie zielbewusst

Ihr
Stefan Loipfinger

P.S.: Die Umfrage läuft noch und geht an einigen Stellen deutlich tiefer ins Detail. Weitere Informationen finden Sie unter: Umfrage zur Qualität von Crowdfunding-Plattformen.


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