Wirrwarr um LeihDeinerUmweltGeld

KW 48/2023: Kommentar von Stefan Loipfinger

Portagon-Plattform LDUG wird nicht von Zukunft-investieren übernommen
Portagon-Plattform LDUG wird nicht von Zukunft-investieren übernommen

Liebe Leserinnen und Leser,

die Fondsbranche hat es über Jahre nicht geschafft im Zeitalter der Digitalisierung anzukommen. Zeichnungsscheine in Papier werden zum Teil noch per Post rumgeschickt oder gefaxt. Bei Schwarmfinanzierungen läuft hingegen alles digital. HEP, Primus Valor, Solvium und TSO haben sich beispielsweise für eine Zusammenarbeit mit Portagon entschieden, die mittlerweile wohl der führende Softwareanbieter sind. „Die All-in-One-Lösung für alternative Investments“, heißt es dazu auf der Portagon-Homepage.

Zukunft-investieren ohne Zukunft
Wer die Historie der „führenden Distributionsplattform für den privaten Kapitalmarkt“ kennt, dem dürfte auch die Plattform LeihDeinerUmweltGeld ein Begriff sein. Die Erfolgsquote der Portagon-Tochter in den zehn Jahren des Geldsammelns würde ich als sehr durchwachsen bezeichnen. Viele Fundings sind leistungsgestört und bereiten den Portagon-Chefs Johannes Laub und Jamal El Mallouki vermutlich wenig Freude. Wohl auch deshalb sollte die Plattform nach gründlicher Überlegung und Planung auf eine BBI Immobilien Vermarktung übertragen werden. Die schrieb aber nun diese Woche an die LDUG-AnlegerInnen, dass der Deal geplatzt sei: „Es hat sich bedauerlicherweise herausgestellt, dass viele ehemalige Anleger entweder rechtliche Auseinandersetzungen mit der LDUG GmbH führen oder noch offene Investitionen haben, um deren Rückgewinnung sich nicht aktiv gekümmert wurde.“ Auf Anfrage hat Marcel Pink noch ergänzt, dass er sich auf „Aussagen und Zusagen nicht verlassen konnte“. Harte Vorwürfe, zu denen ich Portagon um Stellungnahme bat. „Weder ist ein Rücktrittsrecht vom Kauf vertraglich vereinbart noch gibt es hierzu eine andere rechtliche Grundlage. Die Käuferin verhält sich somit unseres Erachtens vertragsbrüchig. Die Behauptung es liefen rechtliche Auseinandersetzungen mit der ‚LDUG GmbH‘ ist schlicht eine Falschaussage. Weder gab es in der Vergangenheit rechtliche Auseinandersetzung mit Anlegerinnen oder Anlegern noch gibt es aktuell laufende Verfahren. Wir können uns diese vorsätzlich falsche und rufschädigende Aussage leider nicht erklären.“ Ich werde den Fall weiter beobachten, zumal der Datenschutz aufgrund der Adressweitergabe an eine nicht verlässliche Firma kein Kavaliersdelikt sein dürfte.

Solvium löst AIF vorzeitig auf
Dass Anbieter über Schwarmfinanzierungen als Akquisemöglichkeit nachdenken, hängt vermutlich auch mit den zunehmend erkennbaren Schwächen vollregulierter Produkte zusammen. Die Xolaris/Adrealis-Schlappe ist ja bekannt, aber zunehmend zeigen sich die Auswirkungen. Der Containeranbieter Solvium hat mit der Adrealis Service-KVG Ende 2020 den Solvium Logistic Fund One aufgelegt. Nach dem Entzug der KVG-Lizenz bei der Adrealis musste nun entweder eine neue Kapitalverwaltungsgesellschaft bestellt oder der Fonds aufgelöst werden. Bei neun Millionen Euro Eigenkapital wären vermutlich die Kosten durch eine neue Verwaltungsgesellschaft unverhältnismäßig ausgefallen, weshalb Solvium bis zum 19. Dezember über eine Auflösung abstimmen lässt. Das Vorgehen macht Sinn, zumal die plangemäßen Ausschüttungen von 4,56 Prozent erreicht werden. Dass das Agio von fünf Prozent die Jahresrendite aufgrund der um rund zwei Jahre verkürzten Laufzeit etwas stärker belastet, ist angesichts des veränderten Zinsumfeldes nicht schlimm. Schade finde ich nur, dass der Verkauf der Assets „innerhalb der Solvium-Gruppe und/oder am Markt“ erfolgen soll. Ein vollständiger Verkauf an Dritte wäre die Chance, die Marktgängigkeit des Anlagemodells zu belegen. 

Weiter keine Ausschüttungen bei den ThomasLloyd-Fonds
Ich würde es nicht als Lüge bezeichnen, da sonst gleich wieder Post von Anwälten ins Haus flattert, aber die Nase von Thomas Ulf Sieg muss mittlerweile schon ziemlich lang sein. Er führt die AnlegerInnen zumindest an der Nase herum, wenn er ihnen gestern mitteilte, dass die zum x-ten Male versprochenen Ausschüttungen wieder nicht fließen. Einen neuen „präzisen Ausblick hinsichtlich des weiteren Ausschüttungsverlaufs“ könne ThomasLloyd nicht (mehr) geben. Dafür wird präzise auf zwei Kommastellen aufgezeigt, dass der immer noch nicht veröffentlichte Jahresabschluss 2021 der ThomasLloyd Cleantech Infrastructure Holding GmbH ein Bruttoergebnis von 5,98 Prozent ausweisen würde. Ich erspare uns die Fußnote, wie man dieses mathematische Phänomen erklärt. Denn die ebenfalls genannten 2,11 Prozent für das Jahr 2020 können wir mit dem veröffentlichten Jahresabschluss vergleichen: Die TL CTI-Holding hat damals 132,1 Millionen Euro Verlust ausgewiesen und bei den dort investierten Fonds riesige Löcher in deren Bilanz gerissen. Kein gutes Omen, was durch eine andere Veränderung untermauert wird: Die in London börsennotierte ThomasLloyd Energy Impact Trust heißt seit ein paar Tagen Asian Energy Impact Trust. Offenbar ist der Firmenname ThomasLloyd schon zu schlecht beleumundet, wie auch Kerstin Kondert vom Aktionsbund in ihrer Einschätzung der aktuellen Vorgänge schreibt.

Bleiben Sie ehrlich.

Ihr

Stefan Loipfinger


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Eine Antwort zu „Wirrwarr um LeihDeinerUmweltGeld“

  1. Avatar von Stephan Appel
    Stephan Appel

    Meine Frau wird gegen das Berfürst Desaster mit Ultima Ratio klagen, die weiterhin das Fontanecenter Investment nicht zurückzahl!

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