Bei ThomasLloyd mahlen die Mühlen langsam

Investmentcheck-News KW 30/2022 – Editorial von Stefan Loipfinger

Liebe Leserinnen und Leser,
momentan trudeln immer mehr Jahresabschlüsse 2021 ein. Die gesetzliche Pflicht zur Einreichung beim Bundesanzeiger innerhalb von sechs Monaten nach Geschäftsjahresende ist seit ein paar Wochen um. Es wirkt, als wenn sich etwas mehr Emittentinnen an diese Transparenzpflicht halten. Die Betonung liegt aber auf „etwas mehr“. In Summe schätze ich, dass mindestens dreiviertel überfällig sind. Sie müssen es mir nicht schreiben: Ich weiß, Covid-19 ist schuld.

Auch ThomasLloyd hat etwas von Covid-19 in ihrem Finanzbericht 2020 der ThomasLloyd Group Ltd. geschrieben. Die Jahreszahl ist kein Fehler. Bei den bis Ende 2019 mit völlig veralteten Verkaufsunterlagen platzierten geschlossenen Fonds warte ich sogar noch auf die Zahlen für 2020. Ich weiß, auch das müssen Sie mir nicht schreiben: Geduld ist nicht meine Stärke.thoma

Eine Auswahl an angebotenen ThomasLloyd-Produkten
Eine Auswahl an angebotenen ThomasLloyd-Produkten
Quelle: Deckblätter Verkaufsprospekte von ThomasLloyd

Zurück zum Finanzbericht der operativen „Mutter“ mit Sitz in London: Der Platzierungsumsatz hat sich 2020 zum Vorjahr geviertelt. Ähnliches gilt für die Gebühreneinnahmen aus Beratungs- und Strukturierungsdienstleistungen. Das fand ich erstaunlich, denn damit ist die kassierte Marge der neuen Produktwelt im Vergleich zum alten geschlossenen Fondsuniversum mit 19 zu vorher 20 Prozent fast identisch geblieben. Aber geholfen hat es nichts. Gestiegene Personalkosten und Büromieten führten in Kombination mit dem Einnahmeneinbruch zu einem herben Verlust von 12,4 Millionen Euro.

Vielleicht sollte ich mich freuen, wenn das Geld bei ThomasLloyd nicht mehr so locker sitzt und man nächstes Mal vielleicht überlegt, ob jemand teure Anwälte beauftragt, um kritische Journalisten zu ärgern. Außerdem befürchte ich, dass diese Firma Thomas Ulf Sieg ohnehin nicht mehr so wichtig ist. Denn er hat Managementaufgaben an seine relativ neue ThomasLloyd Energy Impact Trust ausgelagert. AnlegerInnen, die mittelbar an der ThomasLloyd Group beteiligt sind und 2019 auf den Vergleich mit Amazon vertrauten, sollten nachfragen, wie viel vom Gebührenkuchen zukünftig noch für sie übrigbleibt. Wenn Sie eine Antwort erhalten, dürfen Sie mir gerne schreiben. Ich bleibe an dem Thema dran und warte geduldig auf weitere Jahresabschlüsse für 2020.

Bleiben Sie kritisch

Ihr
Stefan Loipfinger

P.S.: Der erfolgreich gegen Exporo klagende Anleger hat seinen Schaden beim Hamburger Stadtpark schon ersetzt bekommen. Im Anlegerforum Investmentcheck.Community wird nun viel diskutiert, wer jetzt alles Klage einreicht. Auch zu UDI gibt es viele Beiträge, nachdem die Liste der insolventen Anlagegesellschaften diese Woche wieder länger wurde. Manche Anlegeranwälte wird es freuen, denn UDI hat erneut Werbung für drei Rechtsanwälte gemacht. Ja, ich weiß, es ist nur die Hitze, warum ich bei solchen Vorgängen Schweißausbrüche bekomme.


Beitrag veröffentlicht

in

von