Regierungswechsel bei Leonidas

HTB-Gruppe übernimmt zwölf Leonidas-Fonds

Seit langem berichtet Investmentcheck über die Probleme bei verschiedenen Leonidas-Fonds. AnlegerInnen haben über 170 Millionen Euro in zum Teil schlecht laufende Fonds investiert und wussten nicht einmal genau, wo die Probleme lagen. Vor gut einem Jahr hat sich deshalb auch der Treuhänder Max-Robert Hug eingeschalten und für mehr Transparenz gekämpft, was am Ende in einen massiven Streit mit dem Fondsmanagement um Antje Grieseler und Ralf Schamberger mündete. Jetzt zeichnet sich eine Lösung ab, da mit der HTB Hanseatische Fondshaus ein neuer Player das Fondsmanagement für zwölf Leonidas-Beteiligungen übernahm.

Übernahme. Am Dienstag, den 2. November hat die HTB die persönlich haftenden Gesellschafterinnen von zehn Windkraft- und Solarfonds übernommen. Bei zwei weiteren In-Sich-Gesellschaften stellt sie zukünftig ebenfalls den Geschäftsführer und übernimmt damit ab 1. Januar 2022 die Anlegerbetreuung und -verwaltung für insgesamt zwölf Leonidas-Fonds. Damit könnte der Streit zwischen den ehemaligen Partnern beendet werden und die Sacharbeit endlich wieder die Oberhand gewinnen, wie Dr. Peter Lesniczak als Geschäftsführer der HTB Hanseatische Fondshaus GmbH aus Bremen betont: „Die HTB wurde kurzfristig gebeten, das Management der Leonidas-Fonds als neutraler Sachverwalter im Interesse der Anleger zu übernehmen und ist dieser Bitte nach intensiven Verhandlungen mit dem bisherigen Management nachgekommen. Insgesamt umfasst die Verwaltung ein ehemals platziertes Eigenkapital von rund 150 Millionen Euro beziehungsweise ein Investitionsvolumen von rund 700 Millionen Euro mit rund 8.000 Anleger.“

12 Leonidas-Fonds werden zukünftig von HTB betreut, bei 3 Fonds ist der Verbleib offen
HTB übernimmt 12 Fonds von Leonidas in die Anlegersverwaltung. Bei 3 Fonds sind die Probleme offenbar sehr groß.
Quelle: Recherchen Investmentcheck

Betroffene Fonds. Obige Liste zeigt zwölf Leonidas-Fonds, die zukünftig von der HTB-Gruppe verwaltet werden. Bei zehn Gesellschaften hat HTB die Komplementärgesellschaften der Emittenten übernommen. Die Fonds VI und XII sind speziell, da es sich hierbei um so genannte In-Sich-Gesellschaften handelt, bei denen die Komplementärinnen den Fondsgesellschaften selbst gehören. Dort wurde nur die Geschäftsführung ausgetauscht. Weiterhin übernommen hat HTB auf Nachfrage von Investmentcheck verschiedene Komplementärgesellschaften der Blockerfirmen, die bei Leonidas zwischen den Emittentengesellschaften und den Projektgesellschaften in den jeweiligen Ländern eingebaut wurden. Noch unklar ist laut Lesniczak, was mit Fonds III passiert. Hier gibt es offenbar einige Aspekte, die erst noch näher beleuchtet werden müssen. Kein Interesse scheint HTB an den Fonds II und VII zu haben.

Hintergrund. Eingefädelt hat den Deal der Münchner Rechtsanwalt Ralph Veil von der Kanzlei Mattil. Er vertritt und berät bereits zahlreiche AnlegerInnen als gemeinsamer Interessensvertreter, unter anderem auf den für Januar 2022 angekündigten Gesellschafterversammlungen. Er wird die Umstrukturierung laut HTB-Information „auf Anlegerseite“ begleiten. Lesniczak betont in seiner Pressemitteilung die Stellung der HTB als von der Finanzaufsicht BaFin zugelassene Service-KVG, weshalb die Übernahme von Asset- und Fondsmanagementaufgaben fester Bestandteil der Strategie der HTB Gruppe sei: „So stellte die HTB Gruppe bereits in der Vergangenheit unter anderem die mit ihrer BaFin-regulierten Service-Kapitalverwaltungsgesellschaft für Fonds diverser Assetmanager aus den Bereichen Immobilien und erneuerbarer Energie.“ Seine Funktion bei den übernommenen Leonidas-Fonds beschreibt er so: „Die HTB wird die zukünftige Aufstellung und Verwaltung der betreuten Leonidas Fonds und die Kommunikation mit den Anlegern verantworten und ihre Strategie zeitnah den Fondsgesellschaftern auf Gesellschafterversammlungen vorstellen.“

Loipfinger’s Meinung. Im Forum Investmentcheck.Community sind viele AnlegerInnen nicht glücklich über den Streit zwischen Treuhänder und Fondsgeschäftsführung. Deshalb werden sie jetzt vermutlich sehr froh darüber sein, wenn mit HTB eine neue Verwaltung an den Start geht, die unvoreingenommen an die Sache herangeht. Andererseits sollten sich die AnlegerInnen auch fragen, wo sie heute ohne den Streit wären. Wie wäre die Situation bei den Leonidas-Fonds, wenn Hug nicht im Sommer 2020 angefangen hätte Dinge kritisch zu hinterfragen und das Fondsmanagement unter Druck zu setzen. Ich gehe fest davon aus, dass sich die bis dahin gelebte Intransparenz bis heute fortgesetzt hätte. Es wird höchste Zeit, dass die Anleger endlich einmal erfahren, wie es um ihr Investments bestellt ist. Was sind diese wert und wie sind in der Folge die Einlagen der AnlegerInnen zu bewerten? Vergessen wir nicht die Aktion im Herbst 2020, als Grieseler versuchte in einem völlig intransparenten Verkaufsprozess eine ganze Reihe von Windparks zu verscherbeln. Deshalb muss HTB im ersten Schritt für Transparenz und Offenheit sorgen. Wenn die Gegenwart geklärt und die Zukunft gesichert ist, dann gilt es aber auch, die Vergangenheit aufzuarbeiten. HTB als Anbieter von Zweitmarktfonds geht hier einen neuen Weg und muss zeigen, dass es nicht nur um Assets under Management geht, sondern um Kundenbeziehungen. Wenn HTB ihren Job gut macht, kann das eine Blaupause für andere Fälle sein. Andernfalls wäre es ein erhebliches Reputationsrisiko.

Service. Wenn Sie über Leonidas mit anderen AnlegerInnen diskutieren wollen, dann können Sie sich gerne im Forum Investmentcheck.Community eintragen. Die Registrierung ist kostenlos und kann Ihnen weitere Erkenntnisse für Ihre Anlageentscheidungen liefern. Sofern Sie regelmäßig an Informationen von investmentcheck.de interessiert sind, können Sie sich hier für den kostenlosen Newsletter eintragen. Sie erhalten dann wöchentlich eine entsprechende Mail.

Bisherige Berichterstattung zu Leonidas.
– 5. November 2021: Regierungswechsel bei Leonidas
– 22. September 2021: Fragwürdiges Vetorecht für den Anlegerbeirat
– 1. Mai 2021: Anleger wollen Informationen
– 19. März 2021: Treuhänder wehrt sich
– 3. Dezember 2020: Streit um die Anlegerverwaltung
– 9. Oktober 2020: Umbruch bei Leonidas
– 15. September 2020: Undurchsichtige Verkaufsabsichten
– 21. Juli 2020: Dramatische Ausschüttungslücken

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