Fragwürdiges Vetorecht für den Anlegerbeirat

Nächste Runde im Kampf Leonidas Management gegen Leonidas Treuhand

Vor einigen Tagen hat Max-Robert Hug als Geschäftsführer der Leonidas Treuhand die AnlegerInnen der Fonds 12 bis 17 zu einer Informationsveranstaltung am 8. Oktober 2021 in München eingeladen. Jetzt hat das Fondsmanagement um Antje Grieseler und Ralf Schamberger reagiert und Beschlussfassungen zur Änderung von Gesellschaftsverträgen angestoßen. Offenbar will damit die Leonidas Management GmbH ihre Position stärken und gegen die von Hug im Anschluss an die Informationsveranstaltung angekündigten außerordentlichen Gesellschafterbeschlüsse vorbauen.

Informationsveranstaltung. Vor einer Woche hat Max-Robert Hug ein mehrseitiges Schreiben an die AnlegerInnen von fünf Leonidas-Fonds verschickt. Darin kündigt er außerordentliche Gesellschafterversammlungen an, weil dies mindestens 60 bis teilweise über 80 Prozent der Gesellschafter forderten (Anleger wollen Informationen). Aufgrund einer Durchführung im Umlaufverfahren bietet er interessierten AnlegerInnen zusätzlich eine Informationsveranstaltung am 8. Oktober an, zu der er auch das Fondsmanagement und zahlreiche andere Verantwortliche bei den Leonidas-Fonds eingeladen hat: „Fraglich ist aus unserer Sicht allerdings, wie Sie und alle anderen Anleger Stand heute eine fundierte Entscheidung im Rahmen der geplanten, außerordentlichen Gesellschafterversammlungen treffen sollen, wenn Ihnen seit Jahren die Zahlen, Daten und Fakten der Fonds auf allen zwei bzw. drei Gesellschaftsebenen vom Fondsmanagement nicht vollständig offengelegt werden – unseres Wissens nicht einmal auf Nachfrage von Anlegern!? Das gleiche gilt leider genauso für uns, denn auch alle unsere diesbezüglichen Nachfragen wurden bis heute quasi ignoriert.“

Leonidas versprach tolle Erträge aus Windkraft
Mit Windkraftanlagen wollte Leonidas AnlegerInnen tolle Erträge bescheren. Jetzt müssen sie um ihre Investments kämpfen.
Bild: Stefan Loipfinger

Intransparenz. Die Vorwürfe von Hug an Grieseler und Schamberger, wonach diese gerade wegen der unbefriedigenden Verläufe bei verschiedenen Leonidas-Fonds deutlich zu geringe Informationen liefern, werden auch regelmäßig von AnlegerInnen im Forum Investmentcheck.Community vorgetragen. Eine Presseanfrage an das Fondsmanagement zu der geplanten Informationsveranstaltung blieb leider ebenso unbeantwortet. Damit ist trotz der vor Monaten angekündigten Installierung von Anlegerbeiräten immer noch unklar, wer nun bei welchen Fonds in das Gremium bestellt wurde, beziehungsweise wo es überhaupt Beiräte gibt. Dabei klang eine im April dieses Jahres vom Fondsmanagement getätigte Aussage noch sehr vielversprechend: „Die Bewerbungsfrist für einen Platz im Beirat war auf zwei Wochen festgelegt, um den Beirat zügig zu besetzen und eine erste Sitzung einzuberufen.“

Blockadeversuch. Da Hug als Treuhandkommanditist mit den Informationsveranstaltungen und den anschließenden Beschlussfassungen im Umlaufverfahren wichtige Entscheidungen herbeiführen könnte, versuchen Grieseler und Schamberger nun offenbar noch schnell Änderungen von Gesellschaftsverträgen durchzusetzen. Sie scheinen besorgt zu sein, dass Hug den AnlegerInnen vorschlagen könnte das Fondsmanagement auszutauschen, und wollen für solche Beschlüsse eine Zustimmung der Beiräte vorschreiben: „Sollen die Kompetenzen der Geschäftsführung gemäß § 9 erweitert, entzogen oder geändert (einschließlich eines Wechsels der Geschäftsführung), so bedarf ein entsprechender Beschluss der Gesellschafterversammlung der Zustimmung des Beirats.“ Offenbar hoffen sie darauf, dass die von ihnen bestellten und eben leider nicht gewählten Beiräte sich dann gegen einen eventuellen Beschluss einer Gesellschafterversammlung stellen. Ein ziemlich merkwürdiges Unterfangen, da die Gesellschafterversammlung als höchstes Gremium bei weitreichenden Entscheidungen auch das letzte Wort haben sollte.

Maulkorb. Doch damit nicht genug der ungewöhnlichen Vertragsänderungen. Damit Hug nicht auf die Idee kommen kann, bei zukünftigen Beiratswahlen die Stimmen der passiven AnlegerInnen gegen die Interessen des Fondsmanagements auszuüben, soll er nur die Stimmen mit ausdrücklicher Weisung behalten: „Bei der Wahl von Beiratsmitgliedern kann der Treuhandkommanditist sein Stimmrecht nur insoweit ausüben, als ihm ausdrückliche Weisungen von Treugeberkommanditisten vorliegen.“ Für die Mitglieder des Anlegergremiums soll außerdem eine Verschwiegenheitspflicht greifen, wenn sie ihre Kontrollrechte in Anspruch nehmen. Das wirft natürlich die Frage auf, wie sie dann eventuell festgestellte Verstöße gegenüber ihren Mitgesellschaftern kommunizieren könnten.

Loipfinger’s Meinung. Der Machtkampf zwischen der Leonidas Management auf der einen Seite sowie der Leonidas Treuhand auf der anderen Seite geht nun in die nächste Runde. Wer von den beiden Fraktionen mehr die Interessen der AnlegerInnen vertritt, zeigt sich bereits an dem Versuch von Grieseler und Schamberger, einem – zumindest bisher – nur bestellten Beirat ein Vetorecht gegen Beschlüsse einer Gesellschafterversammlung einzuräumen. Auch das wird weiteren Diskussionsstoff für die Informationsveranstaltung in München geben, über die ich gerne berichten werde. Hug will Transparenz und lässt auch Presse zu. Ich befürchte allerdings, dass Grieseler und Schamberger sowie die weiteren geladenen Verantwortlichen den Anlegerfragen ausweichen und nicht erscheinen. Außerdem befürchte ich eine nachteilige Entwicklung bei den Leonidas Fonds 1 bis 11 sowie dem Angebot 18, da dort nicht die Leonidas Treuhand GmbH als Treuhänder tätigt ist. Wie stark vertreten Horst Bleisteiner als Geschäftsführer der HBS Vermögensverwaltungs GmbH (Leo 1 bis 11) und Marius Grieseler sowie Ralf Schamberger als Geschäftsführer der Leonidas Treuhand Beteiligungsgesellschaft mbH (Leo 18) die Interessen der AnlegerInnen?

Service. Wenn Sie über Leonidas mit anderen AnlegerInnen diskutieren wollen, dann können Sie sich gerne im Forum Investmentcheck.Community eintragen. Die Registrierung ist kostenlos und kann Ihnen weitere Erkenntnisse für Ihre Anlageentscheidungen liefern. Sofern Sie regelmäßig an Informationen von investmentcheck.de interessiert sind, können Sie sich hier für den kostenlosen Newsletter eintragen. Sie erhalten dann wöchentlich eine entsprechende Mail.

Bisherige Berichterstattung zu Leonidas.
– 22. September 2021: Fragwürdiges Vetorecht für den Anlegerbeirat
– 1. Mai 2021: Anleger wollen Informationen
– 19. März 2021: Treuhänder wehrt sich
– 3. Dezember 2020: Streit um die Anlegerverwaltung
– 9. Oktober 2020: Umbruch bei Leonidas
– 15. September 2020: Undurchsichtige Verkaufsabsichten
– 21. Juli 2020: Dramatische Ausschüttungslücken

Beitrag teilen