Weitere Exporo-Pleite

Beim Wohnduo Rhein-Main muss Exporo mit einem Insolvenzantrag kämpfen

Wie die Diskussionen im Forum Investmentcheck.Community zunehmend zeigen, häufen sich auch bei Exporo-Fundings gewisse Störungen. Nun kam ein weiterer Insolvenzantrag bei einer Schwarmfinanzierung hinzu. Bei der SAY Bauträger GmbH als Emittentin des Wohnduos Rhein-Main beschloss das Amtsgericht Frankfurt Sicherungsmaßnahmen. AnlegerInnen müssen nun zumindest um einen Teil der im Frühjahr letzten Jahres eingezahlten 870.000 Euro bangen.

Funding. Zwischen 16 und 28 Monate sollte die Scharmfinanzierung von Exporo zum Wohnduo Rhein-Main laufen. 6,0 Prozent jährliche Verzinsung wurden ab 100 Euro Mindestanlagesumme versprochen. Der Projektentwickler SAY Bauträger GmbH wollte die 870.000 Euro Anlegerkapital zum Bau eines Einfamilienhauses und eines Mehrfamilienhauses mit zehn Wohneinheiten in Rodgau einsetzen. In einem Expose lobte Exporo den Entwickler: „Das Team der SAY Bauträger GmbH verfügt über 19 Jahre Erfahrung im Bereich der Projektentwicklung und bietet dabei die schlüsselfertige Umsetzung von Bauprojekten aus einer Hand – von der Beratung über die Planung und Finanzierung bis hin zum fertigen Objekt.“

Das Wohnduo Rhein-Main sollte Exporo-AnlegerInnen eine Rendite von 6,0 Prozent abwerfen
Das Wohnduo Rhein-Main sollte Exporo-AnlegerInnen eine Rendite von 6,0 Prozent abwerfen.
Quelle: Expose vom Mai 2020

Insolvenzantrag. Unter dem Aktenzeichen 810 IN 429/21 hat das Amtsgericht Frankfurt die vorläufige Verwaltung des Vermögens angeordnet. Zur vorläufigen Insolvenzverwalterin bei der SAY Bauträger GmbH wurde die Rechtsanwältin Petra Heidenfelder bestellt. Zu den Ursachen konnte Exporo auf Anfrage nichts mitteilen: „Wir haben jedoch bislang keine belastbaren Informationen über den Grund des Insolvenzantrags. Wir stehen in Kontakt zu dem Geschäftsführer der SAY Bauträger GmbH und werden unsere Anleger über die Hintergründe des Insolvenzantrags sowie weitere Entwicklungen informiert halten.“

Fragezeichen. Als Hilfestellung für Interessierte bewertet Exporo ihre Fundings mit einer Art Rating. Diese Exporo-Klasse reicht von einem „AA“ als beste Einstufung bis zu einem „F“. Mit einem „C“ landete das Wohnduo Rhein-Main damals in der Mitte. In den schon damals bekannten Liquidationen verschiedener Firmen bei einem der Geschäftsführer sah Exporo kein Problem: „Rechtlich muss man zwischen Liquidation und Insolvenz unterscheiden. Eine Liquidation erfolgt, wenn eine Gesellschaft keine Geschäftstätigkeit mehr ausführt. Dies kommt insbesondere bei Projektgesellschaften häufig vor. Nach den uns bekannten Informationen und Aussagen lagen bei der damaligen Prüfung keine Hinweise auf eine Insolvenz vor.“ Auch die Tatsache, dass die erst 2018 gegründete SAY Bauträger GmbH im Frühjahr 2020 noch nie einen Jahresabschluss im Bundesanzeiger veröffentlicht hatte, störte Exporo nicht: „Zum Zeitpunkt der Prüfung lag Exporo sowohl der Jahresabschluß der SAY Bauträger GmbH per 31.12.2018 als auch eine aktuelle BWA inkl. Summen und Saldenliste per 31.12.2019 vor. Diese Dokumente wurden durch Exporo geprüft und bei der Beurteilung herangezogen. Eine darüber hinausgehende Veröffentlichung des Jahresabschlusses war daher keine Fundingvoraussetzung.“ Und im Hinblick auf die damals vom Projektentwickler übernommene Werbeaussage, dass bei der SAY Bauträger GmbH ein „realisiertes Projektvolumen“ in Höhe von 7,3 Millionen Euro vorlag, beschwichtigte Exporo auf Anfrage: „Das abgewickelte Volumen wurde über eine andere Projektgesellschaft des Projektträgers realisiert. Dies ist ein normaler Vorgang im Projektentwicklungsgeschäft. Nach Abschluss des Bauvorhabens werden diese Gesellschaften in der Regel liquidiert. Es sind also immer alle Gesellschaften der handelnden Personen zu betrachten.“

Hoffnungsschimmer. Angesichts des offensichtlich auch für Exporo überraschenden Insolvenzantrages können die AnlegerInnen darauf hoffen, zumindest einen Teil ihrer Investments zurück zu erhalten: „Das von Exporo vermittelte Darlehen ist gemäß den vertraglichen Bestimmungen ausgezahlt worden, wobei bislang nur ein geringer Teilbetrag direkt an den Projektentwickler ausgezahlt wurde. Der Restbetrag liegt noch auf einem zugunsten des Treuhänders verpfändeten Konto. Ein dediziertes Team von Exporo wird das Projekt eng betreuen. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, um etwas über Chancen in Bezug auf den an den Projektentwickler ausgezahlten Betrag zu sagen. Die vorläufige Insolvenzverwalterin wird den Sachverhalt prüfen, insbesondere warum es zu einem Insolvenzantrag für die SAY Bauträger GmbH kam und ob ein Insolvenzverfahren tatsächlich eröffnet werden muss.

Loipfinger’s Meinung. Noch ist die Insolvenzquote von Exporo bei über 400 finanzierten Projekten vertretbar. Allerdings stimmt doch etwas skeptisch, dass man nach der überraschenden Pleite bei dem Funding „Wohnen am Tiergarten“ nun schon wieder keine Schwierigkeiten kommen sah. Bis heute hat SAY keinen einzigen Jahresabschluss im Bundesanzeiger veröffentlicht. So etwas sollte einer Crowdplattform auffallen und erste Warnlampen angehen lassen. Gewisse Fragen werfen auch die Hinweise auf, wonach erst ein „geringer Teilbetrag“ ausgezahlt wurde. Wie kann das sein? Ist das vielleicht sogar mit ursächlich für den Insolvenzantrag? Wer auf dem öffentlichen Kapitalmarkt weiterhin Geld einsammeln und als Marktführer bestehen will, der sollte etwas mehr Transparenz leben. Aussagen wie diese, dass Exporo grundsätzlich „keine vertraulichen Informationen zu Einzelprojekten an die Öffentlichkeit“ weitergibt, sind nur auf den ersten Blick plausibel. Potenzielle NeuanlegerInnen sollen als „Öffentlichkeit“ ja weiter Geld investieren, was ein hohes Vertrauen voraussetzt.

Forum. Auf der Plattform Investmentcheck.Community diskutieren Betroffene über das Funding. Zur Objektqualität von Exporo schrieb ein Anleger nachdenklich: „Viel mehr Sorge bereitet mir allerdings die Tatsache, dass es angeblich nur die 5 % ‚besten‘ Projekte bei Exporo bis zum Darlehen schaffen. Würde da gerne mal die Qualität der restlichen 95 % unter die Lupe nehmen. Irgendwie erinnert mich das an die Gold Rush Zeiten am Yukon River. Da haben sich auch Hunderttausende von Glücksrittern auf den Weg und die Suche gemacht, Gold gefunden haben (und reich geworden sind) nur sehr Wenige.“ Wenn Sie mitdiskutieren wollen, ist dies nach einer kostenlosen Registrierung möglich.

Weitere Beiträge. Auf Investmentcheck sind mittlerweile eine Reihe von Beiträgen mit Bezug zu Exporo erschienen:
Dritte Exporo-Pleite (20. Januar 2021)
Mal so, mal so (28. August 2020)
Eskalierter Streit (3. Juni 2020)
Fast 50 Prozent Umsatzsteigerung in 2019 (19. Februar 2020)
Kein Anzeichen für eine Leistungsstörung (16. Januar 2020)
Die zweite Schlappe (19. November 2019)
Erste Immobilienfundings insolvent (19. September 2017)

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