Gigantische Gebührenmaschine

ThomasLloyd kassierte 2019 über 75 Millionen Euro

Mit 1,5 Milliarden Euro eingesammeltem Anlegerkapital zählt ThomasLloyd unstrittig zu den größten Anbietern von geschlossenen Fonds und anderen alternativen Investments. Doch seit 2020 hat die Vertriebsdynamik deutlich nachgelassen. Der Vertrieb provisionsstarker Vermögensanlagen mit „Uralt-Prospekten“ endete 2019. Das Rekordjahr führte zu Rekordprovisionen. Über 75 Millionen Euro kassierte die ThomasLloyd Group Limited aus London allein in diesem einen Jahr an Gebühren. Zu den schon unglaublichen 49 Millionen Euro des Vorjahres war das ein weiterer Anstieg um über 50 Prozent.

TL-Struktur. Die Konzernstruktur von ThomasLloyd sieht vereinfacht zwei Arme unter der MNA Capital PTE Ltd. aus Singapur vor. Zum einen ist das die ThomasLloyd Holdings Ltd. mit Sitz in London, unter der im Wesentlichen die Gesellschaften mit den Anlegervehikeln und den Investments hängen. Zum anderen gibt es dann noch die ebenfalls in London sitzende ThomasLloyd Group Ltd. mit den operativen Einheiten darunter. Vereinfacht ausgedrückt laufen bei der TL-Group damit die Gebühren zusammen, die ThomasLloyd für ihre Tätigkeiten kassiert.

Vereinnahmte Gebühren der ThomasLloyd Group Ltd.
Vereinnahmte Gebühren der ThomasLloyd Group Ltd. von 2015 bis 2019
Quelle: Jahresabschluss 2019

TL-Group. Wenn AnlegerInnen sich nun wundern, warum sie seit geraumer Zeit keine Ausschüttungen in manchen Produkten mehr erhalten, dann sollten sie besonders auf die von ThomasLloyd kassierten Gebühren achten. Denn 2019 hat die Group allein 62 Millionen Euro Vertriebs-, Transaktions- und Konzeptionsgebühren eingenommen. Weitere elf Millionen Euro zahlten die AnlegerInnen an Management- und Performancegebühren. Zuzüglich der sonstigen Gebühren kamen so über 75 Millionen Euro zusammen. Ein Schelm, wer die Fragen dazu als reine Neid-Diskussion abtut. Und damit AnlegerInnen eine gewisse Relation für diese Zahl erhalten, sollten sie einen Blick in den Jahresabschluss der ThomasLloyd Cleantech Infrastructure Holding GmbH werfen. Dort sind wesentliche Assets versammelt, die die Gewinne der AnlegerInnen produzieren sollen. Das waren 2019 magere 4,9 Millionen Euro nach Steuern. Klar ist dieser Vergleich mit großen Einschränkungen verbunden. Aber als ganz grobe Indikation für die Frage, wer hier wirklich Geld verdient, ist er dann vielleicht doch tauglich.

Leistungsbilanz. Auch wenn manche Zahlen in der jährlich von ThomasLloyd veröffentlichten Leistungsbilanz nicht leicht verständlich sind, so ist die Ausgabe 2018 mit 132 Seiten doch noch sehr umfangreich ausgefallen. Die kürzlich online gestellte Leistungsbilanz 2019 fällt mit 33 Seiten nun deutlich dünner aus. Bei den CTI-Fonds, bei denen 2020 Ausschüttungsstreichungen beschlossen wurden, wird von plangemäßen Ausschüttungen berichtet. Formal mit Datum 31. Dezember 2019 war das auch noch richtig, doch bei Veröffentlichung im Frühjahr 2021 waren die Ausfälle längst bekannt. Klarstellende Fußnoten bei den werblichen Aussagen wären im Sinne einer ehrlichen Transparenz wohl angemessen gewesen.

Zurückgerudert. Wie wenig Transparenz bei ThomasLloyd gelebt wird, zeigt auch ein anderer Vorgang. Im November 2020 gründete Matthias Klein, zum Teil mit Vollmacht von Thomas Ulf Michael Sieg, die ThomasLloyd Sustainable Infrastructure Income Holding GmbH. Dabei wurden ein Teil des Vermögens der ThomasLloyd Cleantech Infrastructure Holding GmbH abgespalten und außerdem wichtige Verträge mit den Fondsemittenten hinsichtlich derer Entnahmerechte geändert. Vermutlich hing der gesamte Vorgang mit dem fragwürdigen Fondssplitting zusammen, bei dem Anleger ein Votum für oder gegen laufende Ausschüttungen abgeben sollten. Notwendige Mehrheiten kamen nicht zusammen, weshalb Klein die Unternehmen wieder verschmolzen hat. Hinsichtlich der Entnahmerechte wurden die Verträge in der Fassung per 31. Dezember 2019 wiederhergestellt. Trotzdem vermissen zahlreiche AnlegerInnen bis heute die prospektierten Ausschüttungen.

Presserechtsstreit. In eigener Sache soll hier noch ein Vorgang erwähnt werden, der die letzte Berichterstattung von Investmentcheck betrifft. Den im März veröffentlichten Artikel hinterfragenswerte Gewinne
bekämpfte ThomasLloyd mit einer ganzen Reihe von Unterlassungserklärungen. Die damit beauftragte Kanzlei Clover Law arbeitete zum Teil mit völlig unseriösen, da viel zu kurzen Fristsetzungen. Eine Abmahnung erreichte die von Investmentcheck beauftragte Anwaltskanzlei an einem Freitagnachmittag nach Büroschluss. Darin vorgegebenen war eine Frist von wenigen Stunden. Noch am selben Freitagabend bis 24 Uhr sollte die geforderte Unterlassungserklärung abgegeben werden. Am Ende versuchte ThomasLloyd ihr Glück mit einem Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Verfügung. Das Landgericht Hamburg hat dem nicht entsprochen. Kosten für das ganze Procedere muss nun die ThomasLloyd Cleantech Infrastructure Holding GmbH bezahlen, die eigentlich Gewinne für die Anleger erwirtschaften soll.

Loipfinger’s Meinung. Wieder einmal hat ThomasLloyd nicht auf Fragen von Investmentcheck geantwortet. Thomas Sieg und Matthias Klein wollten offenbar nichts dazu sagen, warum ThomasLloyd 2019 unglaubliche 75 Millionen Euro Gebühren kassierte, während bei der TL CTI Holding gerade einmal knapp fünf Millionen Euro Gewinn entstanden. Auch auf andere Fragen sollte ein transparenter Anbieter Antworten geben. Ein Anleger fasste wohl zu Recht seine Meinung gegenüber Investmentcheck so zusammen: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich‘s gänzlich ungeniert.“

Service. Wenn Sie über ThomasLloyd mit anderen AnlegerInnen diskutieren wollen, dann können Sie sich gerne im Forum Investmentcheck.Community eintragen. Die Registrierung ist kostenlos und kann Ihnen weitere Informationen für Ihre Anlageentscheidungen liefern. Sofern Sie regelmäßig an Informationen von investmentcheck.de interessiert sind, können Sie sich hier für den kostenlosen Newsletter eintragen. Sie erhalten dann Informationen wöchentlich in einer Mail zusammengefasst. Speziell zu ThomasLloyd können Sie neben den oben erwähnten früheren Berichten auch noch einen Artikel aus 2019 nachlesen: Zweifel an ThomasLloyd

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