Insolvenz einer Biogas-Projektgesellschaft

UDI-Investoren verlieren Geld bei der Biogas Barleben-Ebendorf

Am 7. Mai 2021 wurde bei der Biogas Barleben-Ebendorf GmbH & Co. KG ein Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit gestellt. Davon betroffen sind verschiedene UDI-Biogasfonds sowie UDI-Emittenten von Nachrangdarlehen. Aufgrund einer komplizierten Rangstellenstruktur der einzelnen Anlegergelder werden einige UDI-Vehikel wohl leer ausgehen.

Historie. Im Dezember 2011 haben Matthias Kubat, Harald Felker und Georg Hetz einen Verkaufsprospekt für den UDI Biogasfonds Barleben unterzeichnet. Das Geld dieses Fonds hätte zusammen mit weiteren Beträgen anderer Gesellschaften in die ABO Wind Biogas Barleben GmbH & Co. KG fließen sollen, die im April 2019 in Biogas Barleben-Ebendorf GmbH & Co. KG umbenannt wurde. Das passierte so aber nicht. Tatsächlich hat UDI noch eine UDI Barleben Beteiligungs GmbH & Co. KG dazwischen geschalten. Dort sind mit der UDI Biogas 2011 GmbH & Co. KG (1,3 Millionen Euro), der UDI Biogas Barleben GmbH & Co. KG (2,85 Millionen Euro) und der UDI Energie Mix Festzins GmbH & Co. KG (1,45 Millionen Euro) drei Kommanditisten eingetragen. Deren Gelder stehen aufgrund des Insolvenzantrages bei der Biogas Barleben-Ebendorf nun ebenso im Feuer wie weitere 9,4 Millionen Euro Darlehen verschiedener UDI-Gesellschaften (Stand Ende 2018).

Mit dieser Biogasanlage in Barleben wurden Millionen Euro Anlegerkapital vernichtet
Mit dieser Biogasanlage in Barleben wurden Millionen Euro Anlegerkapital vernichtet
Bild: privat

Insolvenzantrag. Über den am 7. Mai 2021 aufgrund von Zahlungsunfähigkeit gestellten Insolvenzantrag für die Biogas Barleben-Ebendorf GmbH & Co. KG hat noch kein Gericht entschieden. Trotzdem wurde die Antragsstellung bereits gegenüber verschiedenen AnlegerInnen kommuniziert. Thomas Trautner als Geschäftsführer der UDI Biogas Barleben GmbH & Co. KG sieht die Schuld an dem Desaster bei der C4 Energie AG aus Kiel. Denn diese Gesellschaft ist seit August 2017 mit der technischen und kaufmännischen Betriebsführung der Biogasanlagen beauftragt: „Als Anschubfinanzierung wurden damals beim Übergang der Geschäftsbesorgung weitere nicht unerhebliche Finanzmittel von UDI-Gesellschaften gewährt. Die Kommanditversammlung hatte sich damals zur Fremdvergabe der Geschäftsbesorgung an C4 in der Erwartungshaltung und dem klaren Auftrag entschieden, dass C4 eine dauerhaft hohe Performance der Anlagen erreicht. Dieses Ziel wurde auch nach drei Jahren klar verfehlt.“ Wie schlimm die wirtschaftliche Situation derzeit sein muss, zeigt die Aussage, dass nicht einmal die Ernte 2020 aus eigenen liquiden Mitteln finanziert werden konnte.

Unklare Schuldfrage. Auf Anfrage von Investmentcheck hat Bernd Köhler ausführlich geantwortet. Er sei 2017 schon fast dazu gedrängt worden, die Geschäftsbesorgung der Biogas Barleben zu übernehmen: „Unsere Tätigkeit war nie vollumfänglich und konzentrierte sich im Wesentlichen auf das Tagesgeschäft. Diese Tätigkeit wurde im November vergangenen Jahres beendet.“ Warum die Ziele nicht erreicht wurden, habe er am 20. November 2020 in einem ausführlichen Geschäftsbericht dargelegt: „Seitdem kämpft sowohl der Beirat des Fonds als auch wir darum, dass der Geschäftsführer Thomas Trautner diesen Bericht den Kommanditisten, d.h. den Eigentümern der Biogasanlage, zugänglich macht.“

Planabweichung. Seit Jahren häufen sich die Verluste bei der Biogas Barleben-Ebendorf GmbH & Co. KG. Der letzte verfügbare Jahresabschluss 2018 zeigt einen Jahresfehlbetrag von 1,71 Millionen Euro. Dabei ist auffallend, dass die Umsatzerlöse von 2,28 Millionen Euro schon weitgehend durch den Materialaufwand von 1,57 Millionen Euro aufgefressen wurden. Im Verkaufsprospekt des UDI Biogasfonds Barleben standen mit 3,56 Millionen Euro Umsatzerlösen und 1,24 Millionen Euro Verbrauch für Inputstoffen ganz andere Planzahlen. Die Zahlen für 2017 sahen ähnlich aus, wobei der Jahresfehlbetrag mit 1,9 Millionen Euro sogar noch etwas höher ausfiel.

Löcherstopfen. Zum Ausgleich der seit Jahren auflaufenden Verluste hat UDI immer wieder frisches Anlegerkapital in Form von Nachrangdarlehen eingebracht. Welche Festzinsgesellschaften unter diesem Prinzip des Löcherstopfens leiden mussten, war schon 2020 [hier] nachlesbar. Eine Investmentcheck nun vorliegende Aufstellung zeigt dabei noch deutlicher, wie ältere Nachrangdarlehen sogar direkt durch frisches Anlegerkapital abgelöst wurden. Zum Beispiel vergab die UDI Energie Festzins I in 2013 ein Nachrangdarlehen über 370.000 Euro an die damals noch unter ABO Wind Biogas Barleben firmierende Gesellschaft. Damit die Probleme aber nicht kommuniziert werden mussten, übernahm im Dezember 2016 die UDI Energie Festzins 11 die Schulden. Ähnliches passierte Ende 2016 mit Darlehen der UDI Sprint Festzins II, die die UDI Energie Festzins IX übernahm. Oder im Juli 2016 reichte die UDI Sprint Festzins IV neue Gelder zur Ablösung von Darlehen der UDI Sprint Festzins I aus. Die UDI Energie Festzins 12 hat sogar noch im Dezember 2017 Nachrangdarlehen der UDI Sprint Festzins III übernommen.

DKB. Ende 2012 betrug die Summe der von der DKB-Bank ausgereichten Darlehen noch 9,7 Millionen Euro. Durch Tilgungen reduzierten sich diese erstrangig besicherten Verbindlichkeiten bis Ende 2017 auf 6,15 Millionen Euro. Da in dieser Zeit nur Verluste bei der ABO Wind Biogas Barleben entstanden, haben AnlegerInnen quasi die Rückzahlung mitfinanziert. In 2018 hat UDI dann sogar die Restschuld durch Anlegergeld der UDI Energie Festzins 13 abgelöst. Angeblich hat die Bank dabei auf erhebliche Teile ihrer Kredite verzichtet. Im Jahresabschluss 2018 der Projektgesellschaft findet sich allerdings ein Darlehensbetrag über 5,81 Millionen Euro. Für diesen gibt es keine Rangrücktrittserklärung, so dass zu realisierende Vermögenswerte zuerst dorthin fließen.

Loipfinger’s Meinung. Das komplexe Konstrukt über mehrere Ebenen und die ständige Hin-und-Her-Schieberei von Anlegergeld macht die Situation sehr kompliziert. Dazu dann auch noch die verschiedenen Rangstellungen der Fonds und mit sowie ohne qualifizierten Rangrücktritt ausgestatteten Darlehen macht die Verwirrung komplett. Die nicht erkennbare Sinnhaftigkeit des gesamten Modells dürfte durchaus Fragen hinsichtlich der Verantwortlichkeiten aufwerfen. Deshalb wird es spannend zu sehen, wie das Gericht mit dem Insolvenzantrag umgeht und wer hier als Insolvenzverwalter engagiert wird. Ihm ist dringend anzuraten, die Aufarbeitung der Vergangenheit sehr ernst zu nehmen.

Nachtrag. Am 25. Mai 2021 wurden vom Amtsgericht Leipzig beschlossene Sicherungsmaßnahmen veröffentlicht. Unter dem Aktenzeichen 401 IE 981/21 ist die einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung und der Untersagung neuer Zwangsvollstreckungsmaßnahmen
angeordnet worden.

Nachtrag 2. Am Donnerstag, den 29. Juli 2021 hat das Amtsgericht Leipzig ein Insolvenzverfahren eröffnet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Dr. Jürgen Wallner bestellt. Den Termin für die Gläubigerversammlung datierte das Gericht auf den 8. Oktober. Betroffene können sich in dem nicht öffentlichen Forum investmentcheck.community austauschen.

Service. Die gesammelte UDI-Berichterstattung bei investmentcheck ist [hier] abrufbar. Wenn Sie sich gerne mit anderen Betroffenen austauschen möchten, können Sie sich kostenlos in dem nicht öffentlichen Forum investmentcheck.community eintragen.
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