Anleger wollen Informationen

Außerordentliche Gesellschafterversammlungen bei einigen Leonidas-Fonds

Die Informationspolitik von Antje Grieseler und Ralf Schamberger werten viele Leonidas-AnlegerInnen als inakzeptabel. Auch die wirtschaftliche Situation zahlreicher Fonds sorgt für Frust. AnlegerInnen vermissen Antworten auf berechtigte Fragen und fordern außerordentliche Gesellschafterversammlungen. Die soll es nun bei fünf Fonds bald geben. Max-Robert Hug als Geschäftsführer der Leonidas Treuhand hat dies organisiert und bündelt jetzt auch Stimmen aus anderen Fonds. Grieseler muss sich langsam entscheiden, ob sie durch Transparenz wieder Vertrauen aufbauen will oder die AnlegerInnen zunehmend verärgert.

Versammlungen. Für die von der Leonidas Treuhand begleiteten Fonds hat der Treuhänder auf Anfrage das Votum der AnlegerInnen mitgeteilt. Mit 70 Prozent (Leo XII), 63 Prozent (Leo XIII), 69 Prozent (Leo XIV), 79 Prozent (Leo XVI) und 62 Prozent (Leo XVII) sprachen sich große Teile für die Einberufung außerordentlicher Gesellschafterversammlungen aus. Da ein erheblicher Teil dieser AnlegerInnen auch noch an anderen Leonidas-Fonds beteiligt ist, sammelt Hug nun ebenfalls Stimmen für die anderen Angebote, bei denen er nicht als Treuhänder fungiert. Um Interessenskonflikte von vorne herein zu vermeiden, erfolgt die Auszählung über die Adrealis Management, deren Mutter eine BaFin-überwachte Kapitalverwaltungsgesellschaft ist. Ein Blankoformular kann hier heruntergeladen werden. Zur Einberufung notwendig ist ein Quorum von 25 Prozent des stimmberechtigten Kapitals.

Nutzung von Logo und Namen sind der früheren Leonidas Associates AG nun untersagt
Nutzung von Logo und Namen sind der früheren Leonidas Associates AG nun untersagt
Quelle: Deckblatt des Verkaufsprospektes von Januar 2016

Beiratsbestellung. Ärger unter AnlegerInnen herrscht auch in Zusammenhang mit den schon länger geforderten Beiräten. Im Februar haben Antje Grieseler und Ralf Schamberger AnlegerInnen mitgeteilt, dass sie „kurzfristig“ über die Rahmenbedingungen zur Gründung von Anlegerbeiräten informieren wollen. Zwei Monate später liegen vierseitige Informationsschreiben vor, die allerdings nur von einer Berufung berichten. Warum nicht gewählt wird, lässt Grieseler auf Nachfrage von der Kanzlei Bird & Bird erklären: „Eine Wahl wäre nur durch eine Änderung des Gesellschaftsvertrags möglich. Derzeit sieht der Gesellschaftsvertrag eine Bestellung der Beiräte vor. Um diese Regelung zu ändern, müsste eine außerordentliche Gesellschafterversammlung einberufen und eine Änderung mit entsprechender Mehrheit beschlossen werden. Erst dann wäre eine Wahl möglich.“ Das ist schwer nachvollziehbar, da beispielsweise beim letzten aufgelegten Fonds Leonidas XVIII im Verkaufsprospekt nichts von einer Beiratsbestellung steht. Und selbst wenn, könnte ein nachvollziehbares Procedere bei der Auswahl sicher mehr Glaubwürdigkeit schaffen. Denn die Kriterien für eine Bestellung überlassen Leonidas die Entscheidung: „Unsere Beiräte werden deshalb sorgfältig nach ihren Kompetenzen in den Bereichen ‚Erneuerbare Energien‘, ‚Betriebswirtschaft‘ oder nach ihren Erfahrungen in der Gremienarbeit, zum Beispiel in Aufsichts- oder Beiräten, ausgewählt.“

Kurze Bewerbungsfrist. Dieses hohe Anforderungsprofil sehen AnlegerInnen problematisch, da damit nicht genehme Kandidaten leicht abgelehnt werden könnten. Auch das Honorar von 100 Euro pro Sitzung bei angestrebten vier Sitzungen pro Jahr ergibt bezogen auf den gesamten Arbeitsanfall vermutlich einen Stundenlohn unterhalb des Mindestlohns. Dafür die Geschäftsführung zu beraten und eine Kommunikationsfunktion gegenüber den anderen AnlegerInnen zu übernehmen ist ohne eine darüber hinaus gehende Motivierung nicht gerade lukrativ. Bleibt noch das enge Zeitfenster von zwei Wochen für Bewerbungen. Kritische AnlegerInnen sehen darin die Absicht, dass sich eher vorausgewählte und Grieseler wohlgesonnene Kandidaten melden. Das bestreitet Grieseler auf Nachfrage und lässt über die Kanzlei Bird & Bird mitteilen: „Die Bewerbungsfrist für einen Platz im Beirat war auf zwei Wochen festgelegt, um den Beirat zügig zu besetzen und eine erste Sitzung einzuberufen.“

Namensänderung. Vielen AnlegerInnen ist die Leonidas Associates AG als Anbieterin von Leonidas-Fonds bekannt. Doch vor ein paar Tagen hat die Hauptversammlung eine Namensänderung beschlossen: „Mit Beschluss der Hauptversammlung der Gesellschaft von Montag, den 19. April 2021 musste die Leonidas Associates AG umbenannt werden, da die Leonidas Management GmbH die Nutzung des Namens Leonidas Associates AG per einsteiliger Verfügung untersagt hat. Der neue Name der Gesellschaft lautet: HUAC AG.“ Hintergrund scheint eine 2010 eingetragene Wort-Bildmarke zu sein. Dieses damals zu Gunsten einer Leonidas Associates GmbH eingetragene Recht gehört laut Register des Deutschen Patent- und Markenamts nun der Leonidas Management GmbH. Das nutzte Antje Grieseler, um dem Vorstand der Leonidas Associates AG die weitere Nutzung des Namens zu untersagen: „Da wir den Namen weiterhin nutzen und Verwirrung unter GeschäftspartnerInnen und GesellschafterInnen unbedingt vermeiden wollen, haben wir uns zu diesem Schritt entschieden.“

Provisionschaos. Investmentcheck liegt außerdem eine Mail von Antje Grieseler in ihrer Funktion als Geschäftsführerin der Leonidas Management GmbH an Vermittler vor. Darin schreibt sie, dass „die Bestandsprovision für die von Ihnen vermittelten Beteiligungen nach unserem Kenntnisstand von der ehemaligen Leonidas Associates AG noch immer nicht gezahlt worden“ sind. Über die Höhe ist darin nichts zu lesen, nur über den Zeitpunkt, wonach diese Provisionen für das Jahr 2020 im März 2021 fällig seien. HUAC-Vorstand Alexander Deicke sieht sich nun mit den Forderungen der Vermittler konfrontiert und hat in diesem Zusammenhang seinen Amtsvorgänger scharf kritisiert: „Dabei muss ich Sie informieren, dass bis heute keine komplette Buchhaltung vom ehemaligen Vorstand Ralf Schamberger übergeben worden ist. Auch zahlreiche Verträge fehlen. Genauso hat die ehemalige Buchhaltungsfirma, die Leonidas PRJMA GmbH, deren Geschäftsführer und Gesellschafter Herr Ralf Schamberger ist, die Buchhaltung noch nicht komplett übergeben. Und auch hier fehlen Verträge.“ Die Vermittler erhalten also erst einmal keine Bestandsprovision, da Antje Grieseler in der Funktion als Fondsgeschäftsführerin auf die nächste Fälligkeit Ende 2021 verweist. Dabei sagt sie aber nicht, warum sie die Ende 2020 fällige Provision für 2020 bereits im März 2020 auszahlte. Dazu befragt wich sie der Frage aus und betonte aber, dass sie keinen Nachteil für AnlegerInnen sehe.

Leonidas Optima. Im Februar 2014 gingen Antje Grieseler und ihr Ehemann Guntram Grieseler zum Notar, um die Leonidas Management H2O GmbH in Leonidas Optima GmbH umzubenennen. Guntram Grieseler wurde damals zusätzlich die Geschäftsführerfunktion übertragen und der Unternehmenszweck geändert: „Kaufmännische und technische Betriebsführung und Wartung, Reparatur und Optimierung von Anlagen im Bereich der erneuerbaren Energien sowie Produktentwicklung und Erstellung von Systemkonzepten; Beratung und Konzeption im Bereich erneuerbarer Energien, soweit hierzu öffentlich rechtliche Genehmigungen nicht erforderlich sind; Import/Export und Handel von Waren im Bereich der erneuerbaren Energien für Industrie-Gewerbe und Handel als auch Handel auf eigene Rechnung.“ Der Firma geht es sehr gut, wie der zuletzt veröffentlichte Jahresabschluss 2019 zeigt. Stolze 3,6 Millionen Euro Umsatz nach 3,4 Millionen Euro im Jahr zuvor. Jährliche Überschüsse sorgten für eine sehr gesunde Eigenkapitalstruktur und ein volles Bankkonto. Was AnlegerInnen in diesem Zusammenhang gerne wissen würden, ist die Rolle der Leonidas Optima bei den Fonds. Auf Anfrage von Investmentcheck teilte Guntram Grieseler mit, dass die übernommenen Leonidas-Projekte vor der Optima-Gründung von anderen Wartungspartnern betreut wurden: „Wir sind in die Verträge eingestiegen, als diese gekündigt wurden – teils durch den vorherigen Dienstleister, teils durch die Leonidas Projektgesellschaften. Wir haben dann die bisherigen Konditionen akzeptiert und übernommen. Die Stundensätze, die wir bei Leonidas ansetzen, sind branchenüblich bzw. zum Teil sogar geringer als branchenüblich.“

Loipfinger’s Meinung. Wer kennt nicht das Sprichwort: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.“ Das mag zwar etwas überspitzt sein, ist aber im Ansatz immer wieder zu beobachten, wenn ein Anbieter kein Neugeschäft mehr betreibt. So auch bei Leonidas und Antje Grieseler, die Wünsche von AnlegerInnen vielfach ignoriert. Einen Beirat ohne transparentes Vorgehen zu bestellen erscheint mehr als Ablenkungsmanöver denn als ehrlich gemeinte Installation eines Kontroll- und Kommunikationsorgans. Zum Glück müssen sich die AnlegerInnen nicht mehr alles gefallen lassen und können sich über das Forum https://investmentcheck.community untereinander austauschen und solidarisieren. Getreu nach dem Motto von Friedrich Schiller aus Wilhelm Tell: „Verbunden werden auch die Schwachen mächtig“, organisieren sie ihre Interessen. Und mit jeder nicht nachvollziehbaren Tat von Leonidas werden es mehr. Es liegt an Antje Grieseler und Ralf Schamberger dies zu ändern und endlich echte Transparenz abzuliefern.

Frühere Beiträge zu Leonidas. Bisher sind bei Investmentcheck folgende Artikel zu Leonidas erschienen:
– 19. März 2021: Treuhänder wehrt sich
– 3. Dezember 2020: Streit um die Anlegerverwaltung
– 9. Oktober 2020: Umbruch bei Leonidas
– 15. September 2020: Undurchsichtige Verkaufsabsichten
– 21. Juli 2020: Dramatische Ausschüttungslücken

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