Toxische Bioinvestments

UDI nutzte frisches Anlegerkapital zum „Löcher stopfen“

Statt in vielversprechende solide Investments floss bei UDI viel frisches Anlegerkapital in alte Problemprojekte. Einige Beispiele zeigen das sehr deutlich und erzürnen immer mehr Investoren. Der Verkauf der UDI-Gruppe an einen Sanierer erscheint damit noch deutlicher als Entsorgungsaktion [UDI-Chef gibt auf].

Investitionskriterien. In der Theorie haben Georg Hetz und Stefan Keller in den Verkaufsprospekten klare Kriterien für die Verwendung der Anlegergelder definiert. Beim UDI Energie Festzins 14 schrieb Stefan Keller an die Interessierten: „Die Auswahl erfolgt, wie gewohnt, nach den erprobten UDI-Qualitätskriterien.“ Neben den grünen Ansprüchen sollte das auch eine solide Wirtschaftlichkeit sein: „Bevor UDI einen neuen Prospekt zur Einwerbung neuen Kapitals auflegt, prüfen wir die uns bis dahin vorliegenden grünen Energieprojekte auf Herz und Nieren. Dazu gehört zwingend eine kritische Wirtschaftlichkeitsbetrachtung.“ Auch Projekte von externen Projektentwicklern sollten in den Auswahlprozess einbezogen werden.

Franken Campus in Nürnberg: Sitz der UDI
Eingang zur UDI-Firmenzentrale in Nürnberg
Bild: Stefan Loipfinger

Biogas Italia. Eines der größten Verlustprojekte von UDI ist die Biogas Italia. Ende 2011 ins Leben gerufen stopfte der Nürnberger Anbieter über Jahre immer wieder die Finanzlöcher mit neuem Anlegerkapital. Ende 2014 fehlten schon 4,5 Millionen Euro in der Bilanz der UDI Biogas Italia GmbH & Co. KG. Ein Jahr später explodierte der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag auf 11,1 Millionen Euro. Im letzten verfügbaren Jahresabschluss 2018 sind es nun bei einer Bilanzsumme von 27 Millionen schon 20,6 Millionen Euro Unterdeckung. Woher das Geld kam, ist anhand der im Bundesanzeiger hinterlegten Bilanzen nicht nachvollziehbar. Investmentcheck liegen aber Unterlagen vor, welche UDI-Produkte per Ende 2017 beziehungsweise Ende 2018 Darlehen für dieses Projekt ausreichten. Aufgrund der Emissionsjahre der Festzins-Produkte lässt sich eine näherungsweise Betrachtung der Finanzierungsentwicklung ableiten. Schließlich kann ein beispielsweise 2015 aufgelegtes Produkt frühestens nach der Geldeinwerbung investiert haben, also zu einer Zeit, als längst keine solide Finanzsituation mehr bei der Biogas Italia vorlag.
– UDI Genussrecht 2 (Emission 2008): 708.000 Euro
– UDI Energie Festzins II (Emission 2011): 1,6 Millionen Euro
– UDI Energie Festzins III (Emission 2012): 4,0 Millionen Euro
– UDI Energie Festzins IV (Emission 2012): 3,9 Millionen Euro
– UDI Energie Festzins V (Emission 2013): 6,3 Millionen Euro (Klumpenrisiko, da über 90 Prozent vom Gesamtkapital)
– UDI Energie Festzins VI (Emission 2013): 630.000 Euro
– UDI Energie Festzins VII (Emission 2013): 183.000 Euro
– UDI Energie Festzins IX (Emission 2015): 2,3 Millionen Euro
– UDI Energie Festzins 12 (Emission 2017): 1,9 Millionen Euro
– Weitere in 2018 ausgereichte Darlehen durch die UDI Energie Festzins 10, UDI Energie Festzins 11, UDI Energie Festzins 13 sowie UDI Energie Festzins 14.

Biogas Kreiensen. In der niedersächsischen Gemeinde Kreiensen finanzierte UDI ab 2011 eine Biogasanlage mit 600 Kilowatt Leistung. Die letzte im Bundesanzeiger veröffentlichte Bilanz zeigt bei einer Summe von 5,1 Millionen eine Unterdeckung von 1,4 Millionen Euro. Seit Jahren entstehen Verluste zwischen 300.000 und gut 0,5 Millionen Euro. Das ursprüngliche Kapital der UDI Biogas 2011 GmbH & Co. KG in Höhe von 1,2 Millionen Euro ist längst aufgebraucht. Immer wieder musste mit neuem Kapital die finanzielle Not gelindert werden. Per Ende 2018 lagen nachfolgende Verbindlichkeiten gegenüber verschiedenen UDI-Anlegergesellschaften vor:
– UDI Genussrecht 2 (Emission 2008): 110.000 Euro
– UDI Energie Festzins VI (Emission 2013): 101.000 Euro
– UDI Energie Festzins VIII (Emission 2014): 409.000 Euro
– UDI Energie Festzins IX (Emission 2015): 354.000 Euro
– UDI Sprint Festzins IV (Emission 2016): 235.000 Euro
– UDI Energie Festzins 12 (Emission 2017): 161.000 Euro

Biogas Barleben. Nicht gut bestellt ist es auch um die ABO Wind Biogas Barleben GmbH & Co. KG, die seit April 2019 nun Biogas Barleben-Ebendorf GmbH & Co. KG heißt. Das Projekt begann mit Einlagen verschiedener UDI-Emittentengesellschaften, die ihr Geld an eine noch einmal dazwischen geschaltete UDI Barleben Beteiligungs GmbH & Co. KG überwiesen. 2,9 Millionen Euro kamen von der UDI Biogas Barleben, 1,3 Millionen Euro von der UDI Biogas 2011 und 1,5 Millionen Euro von der UDI Energie Mix Festzins. Da dieses Geld schnell nicht mehr reichte und die Verluste stark stiegen, musste regelmäßig frisches Kapital her. Ende 2018 bestanden folgende Verbindlichkeiten gegenüber UDI-Produkten:
– UDI Genussrecht 1 (Emission 2007): 30.000 Euro
– UDI Energie Festzins VI (Emission 2013): 500.000 Euro
– UDI Energie Festzins IX (Emission 2015): 327.000 Euro
– UDI Sprint Festzins IV (Emission 2016): 150.000 Euro
– UDI Energie Festzins 11 (Emission 2016): 379.000 Euro
– UDI Energie Festzins 12 (Emission 2017): 569.000 Euro
– UDI Energie Festzins 13 (Emission 2018): 5,8 Millionen Euro (Betrag unklar, da 2018 Bankkredite unter Nominal abgelöst wurden)
– weitere UDI-Gesellschaften ohne nähere Bezeichnung: 1,6 Millionen Euro

Biogas Otzberg. In Otzberg Nieder-Klingen finanzierte UDI ab 2011 eine Biogasanlage. Das besondere hierbei ist der im Juni 2018 gestellte Insolvenzantrag für die UDI Biogas Otzberg Nieder-Klingen GmbH & Co. KG. Schon damals berichtete Investmentcheck von sehr fragwürdigen Nachinvestitionen [Problemhäufung bei UDI]. Zwischenzeitlich liegen Investmentcheck weitere Unterlagen vor, die das „System UDI“ untermauern.
– 2013: In diesem Jahr entstand vor allem durch einen hohen Substrataufwand ein Verlust von gut 0,5 Millionen Euro. Zusammen mit dem Verlust des Vorjahres war die Kommanditeinlage der UDI Biogas 2011 von 910.000 Euro weitgehend aufgezehrt. Auch um die Darlehen der Norddeutschen Landesbank zu bedienen, half das Geld der UDI Energie Festzins I (150.000 Euro), UDI Energie Festzins VI (200.000 Euro) und UDI Solar Festzins I (560.000 Euro).
– 2014: Die UDI Solar Festzins I bekam ihre 560.000 Euro zurück. Frisches Geld kam zur Deckung des Verlustes von 620.000 Euro und zur Tilgung der NordLB-Darlehen von verschiedenen UDI-Produkten: UDI Energie Festzins VII (200.000 Euro), UDI Energie Festzins VIII (50.000 Euro) und UDI Sprint Festzins I (635.000 Euro).
– 2015: In diesem Jahr entstand ein Fehlbetrag von 120.000 Euro und die Tilgung der NordLB-Darlehen betrug gut 200.000 Euro. Diese Lücken deckte UDI mit frischem Kapital der UDI Energie Festzins IX (200.000 Euro), UDI Energie Festzins VIII (103.000 Euro), UDI Sprint Festzins II (58.000 Euro) und UDI Sprint Festzins III (60.000 Euro).
– 2016: Es galt einen Jahresfehlbetrag von knapp 250.000 Euro und eine Tilgung der Bank-Darlehen von 270.000 Euro zu finanzieren. Der Steuerberater wurde von der Geschäftsführung „ausdrücklich angewiesen“ den Jahresabschluss „unter der Annahme der Fortführung der Unternehmenstätigkeit zu erstellen“. Diese Einschätzung wollte er nicht bestätigen: „Eine Prüfung der von der UDI Biogas Otzberg – Nieder-Klingen GmbH & Co. KG mitgeteilten positiven Fortführungsprognose erfolgte nicht.“ Das Geld zur Deckung der Finanzlücken gaben UDI-Anleger: UDI Energie Festzins IX (173.000 Euro), UDI Sprint Festzins IV (862.000 Euro) und UDI Energie Festzins VIII (58.000 Euro). Damit niemand das UDI-System in Frage stellte und die vermeintliche Leistungsbilanz bei der Akquise neuer Anlegergelder positiv aussah, bekamen andere Produkte Darlehen zurück: UDI Energie Festzins I (173.000 Euro), UDI Energie Festzins VI (200.000 Euro), UDI Sprint Festzins I (652.000 Euro) und UDI Sprint Festzins II (58.000 Euro).

Loipfinger’s Meinung. In den Verkaufsprospekten und Anlegerbroschüren haben Georg Hetz und Stefan Keller die jeweilige Verwendung der Anlegergelder klar reguliert und als solide beschrieben. In der Realität zeigt sich immer mehr, dass dem offenbar häufig nicht so war. Finanziell angeschlagene Projektgesellschafen wurden mit frischem Anlegerkapital unterstützt. Über ähnliche Beobachtungen berichtete Investemtcheck schon im Februar 2019 bei TOP 3 Biogas und Biogas Schloss Wendlinghausen [Einzelfälle oder UDI-typisch?]. Wie üblich hat UDI auf Anfrage keine Stellungnahme abgegeben. Geschäftsführer Axel Kampmann teilte nur mit, dass er die Anfrage zur Kenntnis genommen habe, diese „inhaltlich jedoch nicht beantworten“ wolle.

UDI-Historie. Die gesammelte UDI-Berichterstattung bei investmentcheck ist [hier] abrufbar. Wenn Sie sich gerne mit anderen Betroffenen austauschen möchten, können Sie sich kostenlos in dem nicht öffentlichen Forum investmentcheck.community eintragen. Zwischenzeitlich hat sich auch eine UDI-Anlegergemeinschaft gebildet, die versucht, die Interessen der Investoren zu bündeln. Interessierte können sich bei Frau Dr. Orbach-Yliruka unter [email protected] melden.

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