Anklage gegen PIM-Geschäftsführer erhoben

Dritte Gläubigerversammlung nun auch abgesagt

Erst im vierten Versuch klappt es nun endlich bei PIM-Gold mit einer Gläubigerversammlung. Das zuständige Amtsgericht entschied, aufgrund „der fortdauernden Pandemie und der damit einhergehenden Gefährdung bei der Teilnahme an einer Präsenzveranstaltung“ den Berichtstermin schriftlich abzuhalten. Besonders gut sind die dabei nun zu verkündenden Neuigkeiten allerdings nicht. Statt wie bisher angenommen ist nicht von einer Tonne Gold, sondern nicht einmal der Hälfte auszugehen. Und die Forderungen sind auch noch von bisher 160 auf zwischenzeitlich 174 Millionen Euro angestiegen. Keine gute Ausgangslage für die Beklagten im vermutlich demnächst beginnenden Strafverfahren. Denn die Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen abgeschlossen und Anklage erhoben.

Gläubigerversammlungen. Zuerst war eine Versammlung der Gläubiger im Skandalfall von PIM-Gold für den 28. Februar geplant. Trotz Verlegung des ursprünglichen Raumes ist die Veranstaltung wegen zu starkem Andrang geplatzt [näheres hier]. Der nächste Versuch für den 24. März ist an Corona gescheitert. Und da der Virus immer noch sein Unwesen treibt, muss nun ebenfalls der für den 22. September geplante Termin ausfallen. Das zuständige Amtsgericht Offenbach hat ein schriftliches Verfahren angeordnet [zum Beschluss]. Bis zum 12. Oktober 2020 können die gut 7.000 Geschädigten Anträge für die Tagesordnung stellen. Danach wird das Gericht über die Zulässigkeit der Anträge entscheiden und diese zusammen mit den üblichen Punkten wie der Wahl des endgültigen Insolvenzverwalters und dem Gläubigerausschuss zur Abstimmung stellen.

Rund drei Tonnen Gold fehlen bei PIM-Gold
Rund drei Tonnen Gold fehlen bei PIM-Gold
Bild: Stefan Loipfinger

Forderungssumme. In den letzten Veröffentlichungen war immer von Forderungen in Höhe von 160 Millionen Euro die Rede. Rund 3,6 Tonnen Gold sollten eigentlich vorhanden sein. Zwischenzeitlich hat sich der Schaden allerdings noch weiter erhöht. Wie Investmentcheck aus gut informierten Kreisen erfahren hat, liegen aktuell weitere Ansprüche im Volumen von 14 Millionen Euro zur Prüfung vor. Damit dürfte die Summe der angemeldeten Forderungen auf rund 174 Millionen Euro ansteigen.

Vermögen. Die von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmten Edelmetallbestände wogen inklusive der Verpackungen rund 1,3 Tonnen. Deshalb wurde bisher von einem Goldbestand von rund einer Tonne ausgegangen. Wie sich zwischenzeitlich aber herausgestellt hat, ist der Anteil des Verpackungsmaterials deutlich höher. Nur 460 Kilogramm wiegen die Barren und der Schmuck aus Gold und rund 100 Kilogramm das Silber. Aufgrund der aktuell guten Edelmetallpreise wurden diese nun verwertet. Ein Mehrwert aus der Verarbeitung des Goldes zu Schmuck war offenbar nicht möglich. Laut Einschätzung von Sachverständigen handelte es sich um billig produzierte Massenware. Das Gesamtvermögen soll deshalb derzeit 26 Millionen Euro betragen.

Nadir. Eine weiterhin unklare Situation scheint in Zusammenhang mit der türkischen Scheideanstalt Nadir zu herrschen. Offenbar sind sich die Beteiligten immer noch nicht einig darüber, ob und in welcher Höhe PIM-Gold Ansprüche hat. Die Lieferbeziehung soll ungewöhnlich intensiv gewesen sein, weshalb die Auswertung von Lieferscheinen und Zollpapieren immer noch nicht abgeschlossen ist. Vermutlich wird eine Klärung nur über einen Rechtsstreit möglich sein. Angesichts der Menge von einer halben Tonne Gold, die sich angeblich bei der Scheideanstalt befinden soll, ist von einem komplexen und langwierigen Verfahren auszugehen.

Staatsanwaltschaft. Wie die Staatsanwaltschaft Darmstadt auf Anfrage von Investmentcheck mitteilte, sind die Ermittlungen gegen mehrere Verdächtige nun abgeschlossen. Man habe Anklage bei der großen Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Darmstadt erhoben. Den Eingang der Klage bestätigte das Gericht, das derzeit über die Zulassung der Klage entscheidet. Wenn dies positiv beschieden werden sollte, könnte die Hauptverhandlung bereits am 20. Oktober beginnen.

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Loipfinger’s Meinung. Durch Corona hat das PIM-Insolvenzverfahren holprig begonnen. Die bisher immer noch nicht erfolgte Bestellung als endgültigen Insolvenzverwalter macht es für Dr. Renald Metoja von Eisner Rechtsanwälte nicht einfacher. Eine sehr große Herausforderung wird noch der sich offenbar anbahnende Streit mit der türkischen Scheideanstalt Nadir darstellen. Wie viel Gold von PIM dort gelagert wurde und welche Rolle Nadir insgesamt spielte, ist noch zu klären. Unabhängig vom Ausgang dieses Rechtsstreits scheint eine Quote von 15 bis 20 Prozent realistisch.

Die gesammelte Berichterstattung zu PIM Gold ist hier abrufbar. Nach den früheren Beiträgen haben sich schon eine Reihe von PIM-Anlegern bei Investmentcheck gemeldet, um sich untereinander austauschen zu können. Deshalb gibt es ein geschlossenes Forum unter investmentcheck.community. Dort können sich Anleger kostenlos eintragen.

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