Vertriebsaufbau mit Anlegergeld

7×7-Unternehmensgruppe läuft nicht rund

Rund 120 Millionen Euro hat Andreas Mankel mit seiner 7×7-Unternehmensgruppe in den letzten 14 Jahren bei Anlegern gesammelt. Immobilien, Erneuerbare Energien und Unternehmensbeteiligungen sind die Investitionsziele. Von der rechtlichen Ausgestaltung der Geldanlagen hat die in Bonn angesiedelte Gruppe von Aktien über Nachrangdarlehen, Genussrechte, KG-Beteiligungen bis zu Schuldverschreibungen schon alles angeboten. Seit einiger Zeit setzt Mankel – mit noch bescheidenen Erfolgen – verstärkt auf Crowdfunding. Schwerpunkt sollen aber Inhaberschuldverschreibungen und KG-Beteiligungen bleiben.

7x7invest. Eine der zentralen Firmen in der Unternehmensgruppe ist die 7x7invest AG mit aktuell 144 Aktionären. Mit ihr wurden insgesamt rund 45 Millionen Euro durch Aktienausgabe, Sachwertanleihen und Genussrechte gesammelt. Ein Teil der nachrangigen Investdarlehen ist zwischenzeitlich zurückgeführt worden. Die 2018 nicht vollständig bezahlten Zinsen hat die AG zwischenzeitlich komplett an die Investoren überwiesen. Allerdings ist durch über Jahre aufgelaufene Verluste zwischenzeitlich ein negatives Eigenkapital entstanden. Ende 2018 lag der Fehlbetrag bei 740.000 Euro. Ein Drittel der Gesamtschulden bestand mit gut zehn Millionen Euro gegenüber beteiligten Unternehmen. Weitere zehn Millionen finanzierten sich über begebene Anleihen und der Rest durch sonstige Verbindlichkeiten.

Das Organigramm der 7x7 Unternehmensgruppe
Das Organigramm der 7×7 Unternehmensgruppe
Quelle: www.7×7.de/7×7-entdecken/unternehmensgruppe/

7x7finanz. Ziemlich dramatisch sieht die Bilanz der in der Öffentlichkeit als Finanzdienstleister auftretenden Gesellschaft aus. Die von 2013 bis 2016 ausgebaute persönliche Beratung nahmen Kunden zu wenig in Anspruch. Schon Ende 2018 antwortete 7×7 auf Anfrage, dass „die persönliche zeitintensive Beratung immer seltener honoriert wird und sich demzufolge nicht auszahlt“. Seit 2017 reduzierte Mankel deshalb das Personal und investierte in den Ausbau der Plattform fairzinsung.com. Eine Fortführungsprognose sah damals bis Ende 2019 positive Ergebnisse vor. Dazu kam es aber nicht. Aktuell wird das erste positive Jahr in 2021 erwartet. Neben der Plattform fairzinsung.com wird verstärkt mit Vermittlern des Haftungsdachs Effecta GmbH und dem Maklerverbund germanbroker.net zusammen gearbeitet. Für den Versicherungsvertrieb hat 7×7 die Plattform fairsorge.com aufgesetzt. Aufzuholen gibt es einiges, da die Verluste seit zehn Jahren zu einem negativen Eigenkapital von 7,8 Millionen Euro führten. Bei 8,2 Millionen Euro Bilanzsumme steht damit den Darlehen wenig Substanz gegenüber. Eine Überschuldung liegt nicht vor, wie 7×7 schon Ende 2018 auf Nachfrage mitteilte: „Der Fehlbetrag ist durch Gesellschafterdarlehen (mit qualifiziertem Rangrücktritt) der Holding (7x7sachwerte GmbH & Co. KG) abgedeckt (Andreas Mankel ist 100%iger Gesellschafter sowohl der Holding als auch der 7x7finanz GmbH). Durch den Rangrücktritt werden die Darlehen eigenkapitalähnlich.“

7x7sachwerte. Zweitwichtigster Emittent von Kapitalmarktprodukten ist in der Unternehmensgruppe die 7x7sachwerte GmbH & Co. KG. Insgesamt 29,4 Millionen Euro zeichneten Investoren von den nachrangig konzipierten Sachwertwertdarlehen. Der qualifizierte Nachrang ist auch bei dieser Gesellschaft wichtig, da die Bilanz per Ende 2018 einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag in Höhe von 1,1 Millionen Euro ausweist. Im veröffentlichten Jahresabschluss ausdrücklich vermerkt ist dazu: „Die buchmäßige Unterbilanz wird durch die positive Fortführungsprognose der Geschäftsführung beseitigt.“ Zu den Forderungen und sonstigen Vermögensgegenständen in Höhe von 25,5 Millionen Euro sind im veröffentlichten Jahresabschluss keine näheren Angaben zu entnehmen. Zumindest die Forderungen gegen die 7x7finanz GmbH werfen gewisse Fragen bezüglich ihrer Werthaltigkeit auf.

7x7sachwerte West I. In diese GmbH & Co. KG investierten Anleger bis 2016 insgesamt 2,9 Millionen Euro. Geplant waren 25 Millionen Euro. Unter Plan liegen auch die den Kommanditisten in Aussicht gestellten Ausschüttungen von sieben Prozent pro Jahr. Zuletzt floss laut aktueller Leistungsbilanz tatsächlich noch gut ein Drittel. Insgesamt liegen die Auszahlungen 40 Prozent unter den Prospektangaben, was laut 7×7 an einer höheren Tilgung der finanzierten Immobilien liegt. Der bis Ende Juni beim Bundesanzeiger gemäß Vermögensanlagengesetz einzureichende Jahresabschluss 2019 konnte nicht fristgerecht eingereicht werden. Für die Verspätung verantwortlich sei eine derzeit laufende Betriebsprüfung.

7x7energiewerte Deutschland I. Auch bei dieser GmbH & Co. KG wurden die Jahresabschlüsse 2019 nicht fristgerecht beim Bundesanzeiger eingereicht. Auf Nachfrage wurden „interne Gründe“ angegeben. Neben einer Kapitalzuführung durch die 7x7invest AG sucht die Gesellschaft Geld über Crowdfunding. Gut gelaufen ist die Platzierung bisher aber nicht. Laut letzter Leistungsbilanz wird der „Gesamtvertrieb“ mit 445.000 Euro angegeben.

7×7 Bürgerenergie I. In diese GmbH & Co. KG investierten Anleger bis 2016 insgesamt 5,1 Millionen Euro. Geplant waren acht Millionen Euro. Mit Hilfe von Fremdkapital seitens Banken wurden vier Solarparks mit einer Gesamtinvestition von rund elf Millionen Euro realisiert. Die jährlichen Auszahlungen entsprachen bisher den im Verkaufsprospekt gemachten Prognosen. Der bis Ende Juni beim Bundesanzeiger gemäß Vermögensanlagengesetz einzureichende Jahresabschluss 2019 wurde laut 7×7 fristgerecht eingereicht, dort ist die Veröffentlichung jedoch erst am 20. Juli 2020 erfolgt.

7×7 Unternehmenswerte Deutschland I. Für diese ebenfalls als GmbH & Co. KG konzipierte Gesellschaft hat die BaFin 2013 einen Verkaufsprospekt zum Vertrieb von Kommanditanteilen gestattet. Aufgrund der damals verabschiedeten gesetzlichen Änderungen kam es aber nie zum Vertrieb. Deshalb steckt in diesem Unternehmen nur indirekt Anlegergeld. Dabei handelt es sich um solches von der 7x7invest AG und von der 7×7 fairzins GmbH. In 2018 musste Mankel 600.000 Euro bei der Schuleister GmbH & Co. KG abschreiben, da am 1. April ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Wohl auch deshalb zeigt sich per Ende 2018 bei einer Bilanzsumme von fünf Millionen Euro mit 1,6 Millionen Euro ein erheblicher „nicht durch Vermögenseinlagen gedeckter Verlustanteil“. Aktuell größtes Investment ist die Spotfolio GmbH & Co. KG. In deren Bilanz 2018 steht bei 2,5 Millionen Euro Bilanzsumme ein Verlust von 820.000 Euro. Chef ist Ulrich Gerhardt, der auch als Geschäftsführer bei verschiedenen 7×7-Gesellschaften fungiert.

7x7energie. Die 2011 bis 2015 gesammelten Nachrangdarlehen in Höhe von 6,7 Millionen Euro wurden zwischenzeitlich weitgehend zurückgeführt. Zur Vermeidung von insolvenzrechtlichen Folgen wird in der Bilanz 2018 ein Cashpool-Darlehen mit qualifiziertem Rangrücktritt erwähnt. Insgesamt fehlen bei einer Bilanzsumme von 3,3 Millionen Euro knapp zwei Millionen Euro, die als nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag ausgewiesen sind. Die Geschäftsführung sieht in dieser buchmäßigen Unterbilanz kein Problem und geht von einer positiven Fortführungsprognose aus.

Loipfinger’s Meinung. Das Geld der Anleger sollte idealerweise in möglichst konkrete Assets fließen. Ein massiver Interessenskonflikt entsteht spätestens dann, wenn Kapital auch in den Aufbau der Unternehmensgruppe selbst fließt. Bei Andreas Mankel wird der hauseigene Finanzdienstleister 7x7finanz GmbH seit Jahren bezuschusst, um die jährlichen Verluste in Millionenhöhe auszugleichen: „Das Ergebnis der Fortführungsprognose bis Ende 2019 ist nicht eingetreten. Das lag zum einen daran, dass der geplante Vertriebserfolg durch den angestellten Vertrieb und die angebundenen 34f Vermittler nicht wie geplant umsetzbar war. Die Produkte der 7×7 Unternehmensgruppe wurden durch die Bearbeitungszeiten der BaFin stark behindert und standen nicht zur geplanten Zeit zur Verfügung. Dies und die teilweise unkoordinierte Regulierung hinsichtlich der Beratungspflichten führten zur starken Verunsicherung bei den 34f Vermittlern.“ Zusammen mit Unterbilanzen, verspäteten Veröffentlichungen von Jahresabschlüssen und den Geldbewegungen innerhalb der Unternehmensgruppe sollten Anleger eine gewisse Vorsicht walten lassen.

Aufruf. Falls Sie als Anleger Erfahrungen mit 7×7 gesammelt haben, wären wir über eine kurze Rückmeldung sehr dankbar. Sind Sie zufrieden mit Ihrer Anlage und Ihrer Betreuung? Fühlen Sie sich transparent informiert? Selbstverständlich sichern wir Ihnen absoluten Quellenschutz zu. Am einfachsten funktioniert die Kontaktaufnahme über 7×[email protected].

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