Jäderberg & Cie. ohne aktuelle Buchhaltung

Verschiedene Jahresabschlüsse der Jäderberg-Gruppe sind völlig veraltet

Der Jahresabschluss eines Unternehmens ist seine Visitenkarte. Wer keine aktuellen Daten ausweist, liefert kein gutes Erscheinungsbild. Die Jäderberg-Gruppe hat bei einigen Unternehmen mehrere Jahresabschlüsse mit gleichbleibenden Bilanzpositionen veröffentlicht. Das macht skeptisch, weshalb Investmentcheck mehrfach nachgefragt hat. Die Antworten beruhigen allerdings nicht. Für die aktuellen Angebote JC Sandalwood 10 und 11 wirft das einige Fragen auf.

Vorgeschichte. Es begann mit einem sehr positiven Eindruck. Peter Jäderberg hat für die Jäderberg & Cie. GmbH den Jahresabschluss per 31. Dezember 2018 bereits am 11. April 2019 veröffentlicht. Das ist ungewöhnlich schnell. Allerdings blieben alle Bilanzpositionen auf den Cent genau unverändert zum Vorjahr. Auch der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag war mit 421.720,95 Euro identisch zum Vorjahr. Zur Ursache befragt hat Jens Diener mitgeteilt: „Bei beiden Abschlüssen handelt es sich lediglich um vorläufige und spiegelt den derzeitigen Stand der Buchhaltung wieder, wie im Anhang zu den Jahresabschlüssen auch formuliert wurde. Sobald die endgültigen Zahlen vorliegen, werden wir die jetzt veröffentlichten selbstverständlich berichtigen.“

Aktuell wird mit diesen beiden Angebote Geld bei Anlegern für Sandelholz-Plantagen in Australien gesammelt.
Aktuell wird mit diesen beiden Angebote Geld bei Anlegern für Sandelholz-Plantagen in Australien gesammelt.
Quelle: Auszüge von den Verkaufsprospekten JC Sandalwood Invest 10 und 11

Nachfrage. Da mit dieser oberflächlichen Antwort die Anfrage nicht beantwortet wurde, hakte Investmentcheck nach. Gefragt nach den Gründen und dem nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag schrieb Jens Diener: „Die Buchhaltungen aller Gesellschaften werden selbstverständlich grundsätzlich laufend geführt. Bei der operativ tätigen Jäderberg & Cie. GmbH ist es jedoch leider zu einem Bearbeitungsstau gekommen, der aktuell abgearbeitet wird.“ Zum fehlenden Eigenkapital führte er aus: „Der ausgewiesene Fehlbetrag resultiert aus Anlaufverlusten in der Startphase des Unternehmens. Gedeckt ist dieser durch in den Verbindlichkeiten enthaltene Gesellschafterdarlehen, welche im Rang zurück stehen und eigenkapitalersetzenden Charakter haben.“

Buchhaltungsstand. Wie viel Wahrheit hat Diener nun Preis gegeben? Investmentcheck hat weiter recherchiert und entdeckt, dass längst nicht nur bei der Jäderberg & Cie. GmbH die Jahresabschlüsse letztmals per Ende 2016 aktuelle Zahlen aufweisen. Bei der Jäderberg & Cie. Investment Verwaltungs GmbH ist es ebenso. Bei der Jäderberg & Cie. Beteiligungsverwaltungs-GmbH ist es noch schlimmer. Da stammen die letzten aktuellen Zahlen aus 2015. Und sogar die Holding der gesamten Gruppe, die Jäderberg & Cie. Holding GmbH hat zuletzt per Ende 2016 neue Zahlen veröffentlicht. Immer wieder findet sich in den neueren Jahresabschlüssen der Hinweis: „Es handelt sich um einen vorläufigen Jahresabschluss und spiegelt den derzeitigen Stand der Buchhaltung wieder.“ Auch der häufig auftauchende Hinweis, dass die Abschlüsse unter der Annahme der Unternehmensfortführung (Going-Concern-Prinzip) aufgestellt wurden, stimmt skeptisch. Schließlich weist der letzte aktuelle Abschluss selbst bei der Holding per Ende 2016 einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag aus.

Emittenten. Etwas anders ist die Lage bezüglich der Berichterstattung über die Emittentengesellschaften aus der Jäderberg-Gruppe, in die Anleger ihr Geld einbezahlten. Das Vermögensanlagengesetz verpflichtet diese, innerhalb von sechs Monaten nach Geschäftsjahresende einen Jahresabschluss mit Lagebericht und anderen Informationen zu veröffentlichen. Peter Jäderberg hat das beispielsweise bei der JC Indian Sandalwood 5 GmbH & Co. KG nicht getan. Der Jahresabschluss per 30. Juni 2018 ist seit Monaten überfällig. Beim JC Sandalwood Album 9 ist dies ebenso. Beim JC Eagle Park 4 handelt es sich sogar um einen Spezial-AIF nach dem Kapitalanlagegesetzbuch. Der Jahresabschluss per 30. Juni 2018 fehlt bisher. Als von der BaFin zugelassene Kapitalverwaltungsgesellschaft fungiert hier die Jäderberg & Cie. Investment Management GmbH, deren letzter veröffentlichter Jahresabschluss vom 31. Dezember 2016 stammt.

Aktuelle Angebote. Derzeit sammelt die Jäderberg-Gruppe mit zwei Vermögensanlagen Geld bei Anlegern ein. Dabei handelt es sich um die JC Sandalwood Invest 10 und 11. Wie üblich geht es um Investments in Sandelholz-Plantagen in Australien. Bei der Nummer 10 sind Beteiligungen ab 10.000 Euro möglich. Die Nummer 11 ist für Ratensparer ab 100 Euro monatlich konzipiert. Die oben genannten Gesellschaften mit veralteten Jahresabschlüssen übernehmen dabei teilweise wichtige Funktionen. Interessierte Anleger sollten erst auf aktuelle Zahlen bestehen, bevor sie weiter über mögliche Investments nachdenken.

Loipfinger’s Meinung. Eine einigermaßen aktuelle Buchhaltung ist so selbstverständlich, dass eigentlich niemand darüber redet. Doch wie ist es zu sehen, wenn diese Selbstverständlichkeit nicht gegeben ist? Gerade bei einem Unternehmen, das Kapital bei Anlegern sammelt, darf so etwas nicht sein. Auch Verstöße gegen die gesetzlichen Transparenzvorschriften für Emittentenunternehmen sind kein Kavaliersdelikt. Auf zwei Anfragen von Investmentcheck hat Jens Diener von Jäderberg nur unbefriedigend geantwortet. Der Hinweis, dass es bei der Jäderberg & Cie. GmbH zu einem Bearbeitungsstau gekommen wäre, kann sogar als Täuschungsversuch interpretiert werden. Schließlich sind es eine ganze Reihe von Gesellschaften mit den Buchhaltungsproblemen. Und wie so oft ist auch hier mal wieder die Rolle der BaFin als Finanzaufsicht zu hinterfragen, die Ende 2018 zwei neue Vermögensanlagen gestattete, obwohl zum Beispiel die Anbieterin davon keine aktuelle Buchhaltung aufwies. Ähnliches gilt für die BaFin-überwachte Kapitalverwaltungsgesellschaft Jäderberg & Cie. Investment Management GmbH, die bis heute keinen Jahresabschluss per Ende 2017 veröffentlicht hat.


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