Was sind die Lichtmiete-Lampen wert?

Lichtmiete hat Mietunterdeckungen durch Handelsgewinne quersubventioniert

Eigentlich ist es sehr einfach das Geschäftsmodell der Deutschen Lichtmiete zu beurteilen. Entscheidend ist, was die von AnlegerInnen finanzierten LED-Leuchten tatsächlich wert sind und welche Mieten von den Endkunden dafür fließen. Über erhebliche Mietunterdeckungen und Quersubventionierungen aus internen Handelsgewinnen wurde schon berichtet. Das betraf allerdings nur die Jahre bis 2017, zu denen entsprechende Nachweise vorlagen. Zu Recht fragen die stark verunsicherten Lichtmiete-AnlegerInnen, ob das auch zuletzt noch so war und was die Insolvenzen für ihre Investments bedeuten.

Sachkapitalerhöhung. Im Juni 2018 wurde bei der Deutsche Lichtmiete AG eine Sachkapitalerhöhung durch Einbringung von drei Unternehmen beschlossen. Die vom Gericht dazu geforderten Gutachten über die angeblichen Unternehmenswerte haben allerdings einige Schlussfolgerungen zu den im Konzern realisierten Handelsgewinnen ermöglicht. Weiterhin zeigten die Unterlagen, dass von den im Konzern bezahlten Mieten für die LED-Lampen in Höhe von 13,6 Millionen Euro gerade einmal 1,0 Millionen Euro von Endkunden stammte. Die Mietunterdeckungen von über 90 Prozent tat damals der Lichtmiete-Chef Alexander Hahn als temporäre Mietdifferenz ab (Dunkle Ecken im Geschäftsmodell).

Zahlreiche Insolvenzverfahren wurden bei Unternehmen der Deutschen Lichtmiete eingeleitet
Zahlreiche Insolvenzverfahren wurden bei Unternehmen der Deutschen Lichtmiete eingeleitet.
Quelle Hintergrundbild: Deutsche Lichtmiete, Recherchen: investmentcheck.de

Produktionsgewinne. Investmentcheck nun vorliegende Unterlagen bestätigen, dass die Deutsche Lichtmiete Produktionsgesellschaft mbH in 2020 insgesamt 48 Millionen Euro Umsatz durch den Verkauf von Lampen im Konzern erzielte (2019: 44,6 Millionen Euro). Der Materialaufwand lag demgegenüber nur bei 7,0 Millionen Euro (2019: 6,9 Millionen Euro). Die Gestehungskosten inklusive Personalaufwand von 1,5 Millionen Euro (2019: 1,7 Millionen Euro) liegen damit nur bei 8,5 Millionen Euro oder knapp 18 Prozent (2019: gut 19 Prozent). Bei gut drei Prozent Personalkosten ist keine große Wertschöpfung darüber hinaus anzunehmen, weshalb in Bezug auf die Substanz in Form des Materialaufwandes erhebliche Bedenken im Raum stehen.

Mietunterdeckungen. Die Werthaltigkeit eines Investments wird über die Wiederbeschaffungskosten hinaus vor allem durch die Ertragskraft ermittelt. Deshalb sind die echten Mieteinnahmen aus den LED-Leuchten ganz entscheidend. Auch dazu liegen Investmentcheck Zahlen vor. Diese zeigen für 2022 Einnahmen aus der Vermietung an Endkunden bei der Deutsche Lichtmiete Vermietgesellschaft von mageren fünf Millionen Euro. Dahinter steckt ein Businessplan mit monatlich steigenden Einnahmen, der allerdings selbst bei Hochrechnung des Dezemberwertes nur auf unwesentlich höhere Mieteinnahmen kommt. Damit ist eine Amortisierung von Anlegerinvestments von über 200 Millionen Euro sicherlich nicht möglich, da die Miete der Endkunden neben einer Verzinsung natürlich auch einen Wertverlust der Lampen, also rechnerisch eine Tilgung enthält.

Zurückweisung. Die von der Staatsanwaltschaft Beschuldigten haben Ende Dezember eine Stellungnahme von ihren Anwälten verschicken lassen, wonach die Vorwürfe nicht haltbar seien und das Geschäftsmodell sehr wohl tragfähig sei. Man müsse schließlich von einer Langfristigkeit der Mietverträge mit den Endkunden ausgehen, die mindestens zehn, eher 15 Jahre betrage. Man hätte auch diverse Studien, Gutachten und Ausarbeitungen in Auftrag gegeben, die den Markt, das Marktwachstum, die Marktführerschaft und die Profitabilität der Deutschen Lichtmiete bestätigen. Die genannten Auftragnehmer Rothschild & Co., Porsche Consulting, KPMG und Duff & Phelps klingen durchaus namhaft. Allerdings stellt sich natürlich die Frage, was jeweils genau begutachtet beziehungsweise bestätigt wurde. Gerade bei Auftragsarbeiten ist die genaue Aufgabenstellung und das jeweils konkrete Ergebnis entscheidend, um die Aussagekraft beurteilen zu können.

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Loipfinger’s Meinung. Immer wieder wird von Lichtmiete-Anhängern eine mögliche Staatshaftung erwähnt, da die Insolvenzen nur aufgrund des Einfrierens aller Konten der Lichtmiete-Gesellschaften nötig wurden. Dies ist sicherlich der Grund für die Insolvenzanträge, beantwortet aber längst nicht die Frage, wie tragfähig das Geschäftsmodell selbst ist. Auf die Frage nach den Jahresabschlüssen für 2018 und 2019 hat die Lichtmiete im Sommer 2020 eine Herausgabe gegenüber Investmentcheck verweigert. Das mag gegenüber einem neugierigen Journalisten aus Rosenheim noch verständlich sein. Aber warum gelingt es nicht, der Staatsanwaltschaft die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells darzulegen? Man nehme die 780 Mietverträge und rechne die Mieten zusammen. Das Ergebnis stelle man den Finanzierungskosten gegenüber. Bei einer schwarzen Null trägt sich das Modell selbst. Das versteht jeder Staatsanwalt. Dann müsste man diesem auch nicht vorwerfen, dass von ihm herangezogene Gutachten „fehlerhaft und handwerklich schlecht gemacht“ seien. Ich kenne diese nicht, kann aber anhand der mir vorliegenden Zahlen auch keine Tragfähigkeit des Geschäftsmodells erkennen. Mit fünf Millionen Euro Mieteinnahmen von Endkunden in 2022 kann man keine 200 Millionen Euro Anlegerkapital zurückzahlen.

Bisherige Berichterstattung.
– aktuelle Kommentare und ergänzende Details im Anlegerforum: Investmentcheck.Community
– 20. Januar 2022: Was sind die Lichtmiete-Lampen wert? – Lichtmiete hat Mietunterdeckungen durch Handelsgewinne quersubventioniert
– 31. Dezember 2021: Licht aus bei der Lichtmiete – Drei Insolvenzanträge bei der Deutschen Lichtmiete
– 29. Dezember 2021: Vermögensarrest bei der Lichtmiete – Deutsche Lichtmiete löscht Grundschuldsicherheit für Anleihe
– 9. Dezember 2021: Spot an auf die Lichtmiete – Hausdurchsuchungen und Betrugsverdacht bei der Deutschen Lichtmiete
– 7. September 2020: Dunkle Ecken im Geschäftsmodell – Erhebliche Mietunterdeckungen bei der Deutschen Lichtmiete

Service. Wenn Sie über die Deutsche Lichtmiete mit anderen AnlegerInnen diskutieren wollen, dann können Sie sich gerne im Forum Investmentcheck.Community eintragen. Die Registrierung ist kostenlos und kann Ihnen weitere Erkenntnisse für Ihre Anlageentscheidungen liefern. Sofern Sie regelmäßig an Informationen von Investmentcheck interessiert sind, können Sie sich hier für den kostenlosen Newsletter anmelden. Sie erhalten dann wöchentlich eine entsprechende Mail.

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