Licht aus bei der Lichtmiete

Drei Insolvenzanträge bei der Deutschen Lichtmiete

Nach den Hausdurchsuchungen der Staatsanwaltschaft folgen nun mehrere Insolvenzanträge bei der Deutschen Lichtmiete. Eine E-Mail an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestätigt Insolvenzanträge bei der Deutsche Lichtmiete AG, der Deutsche Lichtmiete Produktionsgesellschaft mbH und der Deutsche Lichtmiete Vermietgesellschaft mbH. Damit sind Anleihen im Volumen von 130 Millionen Euro direkt ausfallgefährdet. Weitere Investments in Höhe von 80 Millionen Euro sind indirekt betroffen.

Vorgeschichte. Im Februarheft 2018 schrieb Finanztest zum damals angebotenen Direktinvestment von „zu viel Gegenlicht“. Im September 2020 offenbarte Investmentcheck massive Unterdeckungen bei den Mieten, die durch gruppeninterne Taschenspielertricks bei den Lampenverkäufen quersubventioniert wurden (Dunkle Ecken im Geschäftsmodell). Anfang Dezember durchsuchte die Staatsanwaltschaft Oldenburg Wohn- und Geschäftsräume wegen dem Verdacht des gemeinschaftlichen Betruges (Spot an auf die Lichtmiete). Die Kurse der börsennotierten Anleihen stürzen auf Ramschpreise von zehn bis 15 Prozent ihrer Nominalwerte. Am 29. Dezember wird auf Investmentcheck über Vermögensarreste und eine Pfändungsanordnung berichtet (Vermögensarrest bei der Lichtmiete). Einen Tag später werden die MitarbeiterInnen über mehrere Eigeninsolvenzanträge informiert.

Insolvenzanträge erschüttern die Deutsche Lichtmiete
Mehrere Insolvenzanträge bei der Deutschen Lichtmiete lassen AnlegerInnen um ihr Geld zittern.
Bild: Stefan Loipfinger

Mitarbeiterinformation. Gestern Abend um 17.56 Uhr wurden die MitarbeiterInnen der Lichtmiete-Gruppe per E-Mail über drei Insolvenzanträge informiert (Screenshot von der Mail ist im Forum Investmentcheck.Community zur Information für geschädigte AnlegerInnen abrufbar). Hintergrund sei, dass „sämtliche Konten aller Firmen der Deutsche Lichtmiete Unternehmensgruppe seit dem 8.12. gesperrt“ sind. Noch wird darin die Hoffnung verbreitet, dass Insolvenzanträge auch wieder zurückgenommen werden könnten. Auch der Verdacht auf bandenmäßigen Betrug, zu dem die Staatsanwaltschaft ermittelt, weist die Lichtmiete weit von sich. Diese basieren nur auf fragwürdigen Gutachten: „Ich habe diese Gutachten aufmerksam durchgearbeitet und bin erschüttert. Diese sind so fehlerhaft und handwerklich schlecht gemacht, dass ich es nicht nachvollziehen kann, dass man auf dieser Basis die Firma faktisch eliminiert.“

Ausblick. Trotz der massiven Probleme will der Unternehmensgründer Alexander Hahn alles dafür tun, um „die Firma noch zu retten“. Um diesen Neuanfang zu ermöglichen, kündigt er seinen weitreichenden Rückzug an: „Ich werde als Vorstand und als Geschäftsführer aller Gesellschaften zurücktreten müssen und jemand anderes wird die Geschicke der Deutschen Lichtmiete in die Hand nehmen.“ Dutzende Investoren würden sich um die „tolle Firma“ bemühen und in fünf bis sechs Jahren wäre sie „sicher über 500 Mio. Euro wert“. Auch eine Entschuldigung ist in der E-Mail enthalten: „Ich wollte nicht, dass irgendjemand Kummer haben muss, weil er bei der Lichtmiete arbeitet, für die Lichtmiete als Lieferant oder Dienstleister tätig ist oder bei der Lichtmiete sein Geld angelegt hat.“

Eigenwerbung

Werden Sie Mitglied in der Informationsgemeinschaft Lichtmiete-Geschädigter

Loipfinger’s Meinung. Die Geschichte vom Justizirrtum ist nicht untypisch für so einen Fall. An einen solchen glaube ich allerdings nicht, da ich 2020 Jahresabschlüsse mehrerer Lichtmiete-Gesellschaften einsehen konnte, die massive Quersubventionierung der Anlegermieten offenbarten. Das Geschäftsmodell war also vom Neugeschäft abhängig und nicht dauerhaft tragbar. Als ich vor ein paar Tagen die Grundbuchauszüge sah und entdeckte, dass das zum Bau eines Verwaltungsgebäudes gesammelte Anlegergeld nicht dafür verwendet wurde und statt einer tollen Immobilie nur eine Baugrube vorzufinden ist, frage ich mich zunehmend, wie viele Lampen tatsächlich vorhanden sind. Mit den Fragen steigt die Skepsis.

Nachtrag 5. Januar 2022. Heute wurden auf Insolvenzbekanntmachung die vorläufigen Insolvenzverfahren bei 3 Lichtmiete-Gesellschaften bekannt gegeben.
– Deutsche Lichtmiete AG: Aktenzeichen 69 IN 30/21
– Deutsche Lichtmiete Produktionsgesellschaft mbH: Aktenzeichen 16 IN 49/21
– Deutsche Lichtmiete Vermietgesellschaft mbH: Aktenzeichen 33 IN 48/21
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht Oldenburg den Rechtsanwalt Rüdiger Weiß von der Kanzlei WallnerWeiß. Vertreter der Kanzlei sind auch bei UDI und Leonidas tätig. Für die AnlegerInnen der Direktinvestments und der Anleihen sind das leider keine guten Nachrichten, weil der Hintergrund über die Antragsstellung und den vermutlich bereits vorausgewählten vorläufigen Gläubigerausschuss, der sich für diesen Verwalter einstimmig ausgesprochen hat, ein bekanntes Procedere wäre. Für Betroffene gibt es nun auch die Möglichkeit, Mitglied in einer Informationsgemeinschaft der Lichtmiete-Geschädigten zu werden (zum Antrag).

Nachtrag 10. Januar 2022. Jetzt sind weitere vorläufige Insolvenzverfahren bekannt gemacht worden. Es geht um die 3 Direktinvestitionsgesellschaften, bei denen AnlegerInnen gut 70 Millionen Euro für den Kauf von LED-Lampen investierten. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht Oldenburg auch hier den Rechtsanwalt Rüdiger Weiß von der Kanzlei WallnerWeiß.
– Deutsche Lichtmiete Direkt-Investitionsgesellschaft mbH: Aktenzeichen 63 IN 2/22
– Deutsche Lichtmiete 2. Direkt-Investitionsgesellschaft mbH: Aktenzeichen 60 IN 1/22
– Deutsche Lichtmiete 3. Direkt-Investitionsgesellschaft mbH: Aktenzeichen 65 IN 1/22
Bei diesen Gesellschaften wird sich nun zeigen, ob die AnlegerInnen dieses Mal tatsächlich Eigentum erworben haben und deshalb Aus- oder Absonderungsrechte bestehen. Weiterhin ist es ein Belastungstest für das von der Deutschen Lichtmiete vorgesehene Miet-Pool-Modell.

Bisherige Berichterstattung.
– aktuelle Kommentare und ergänzende Details im Anlegerforum: Investmentcheck.Community
– 31 Dezember 2021: Licht aus bei der Lichtmiete – Drei Insolvenzanträge bei der Deutschen Lichtmiete
– 29 Dezember 2021: Vermögensarrest bei der Lichtmiete – Deutsche Lichtmiete löscht Grundschuldsicherheit für Anleihe
– 9 Dezember 2021: Spot an auf die Lichtmiete – Hausdurchsuchungen und Betrugsverdacht bei der Deutschen Lichtmiete
– 7. September 2020: Dunkle Ecken im Geschäftsmodell – Erhebliche Mietunterdeckungen bei der Deutschen Lichtmiete

Service. Wenn Sie über Lichtmiete mit anderen AnlegerInnen diskutieren wollen, dann können Sie sich gerne im Forum Investmentcheck.Community eintragen. Die Registrierung ist kostenlos und kann Ihnen weitere Erkenntnisse für Ihre Anlageentscheidungen liefern. Sofern Sie regelmäßig an Informationen von Investmentcheck interessiert sind, können Sie sich hier für den kostenlosen Newsletter anmelden. Sie erhalten dann wöchentlich eine entsprechende Mail.

Beitrag teilen


Beitrag veröffentlicht

in

von