Rund 2,5 Milliarden Euro vernichtet

Eine Million P&R-Container sind verschwunden

Gut acht Wochen nach den ersten Insolvenzanträgen haben sich nun die vorläufigen Insolvenzverwalter und die Staatsanwaltschaft München gleichzeitig zu Wort gemeldet. Dieses vermutlich nicht zufällige Vorgehen unterstreicht den im Raum stehenden Betrugsverdacht. Eine Million verschwundene Container sind ein Milliardenschaden und damit der größte Anlegerskandal, den Deutschland je erlebte.

Pressemitteilung. Nach den bisher vorliegenden ersten, noch vorläufigen Ergebnissen fehlt bei P&R laut Michael Jaffé rund eine Million Container. Den 54.000 Anlegern wurden 1,6 Millionen Container verkauft, wobei dem eine Containerflotte von nur 0,6 Millionen Container gegenübersteht. Hinzu kommt, dass bereits vor mehr als zehn Jahren Lücken vorhanden waren, die sich über die Zeit aufgebaut haben. So lag das Gap nach den Recherchen der vorläufigen Insolvenzverwalter bereits 2010 bei rund 0,6 Millionen Containern.

Traurige P&R-Bilanz: rund 2,5 Milliarden Euro wurden vernichtet
Zwischen 2,5 und 3 Milliarden Euro könnten vernichtet worden sein.
Quelle: Grobe Schätzungen aufgrund eigener Recherchen

Staatsanwaltschaft. Seit 11. Mai ermittelt nun auch die Staatsanwaltschaft München gegen frühere und heutige Geschäftsführer der P&R-Gruppe. Es geht um den Verdacht des Betruges. Anne Leiding, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft München beruft sich in einer Stellungnahme auf die Zahlen des vorläufigen Insolvenzverwalters und präzisiert die Ist-Zahl vorhandener Container auf 618.000. Da die Bewältigung des Verfahrens einen erheblichen Umfang einnehmen wird, wurde eine Arbeitsgruppe „Container“ gegründet.

Loipfinger’s Meinung. Ein derartiger Betrugsverdacht ist in seiner Dimension einzigartig. Die Aufarbeitung der strafrechtlichen Fragen wird sich Jahre hinziehen. Wer am Ende für die Vernichtung von rund 2,5 Milliarden Euro Anlegerkapital verantwortlich ist, wird sich noch zeigen. Die Staatsanwaltschaft hat den Kreis auf frühere und heutige Geschäftsführer eingegrenzt. Michael Jaffé erwähnt den verstorbenen Werner F: „Die Aufarbeitung wird allerdings auch dadurch erschwert, dass der Geschäftsführer, der die Geschäfte teilweise seit mehr als zehn Jahren geführt hatte, heute nicht mehr zur Verfügung steht, da er im Mai 2016 überraschend verstorben ist.“ Die letzten beiden Geschäftsführer nimmt er schon fast in Schutz: „Der heutige Geschäftsführer der deutschen Gesellschaften hat die Geschäfte erst im Juni 2017 von Herrn Heinz Roth übernommen, der die Geschäfte seit Juni 2016 übergangsweise geleitet hatte.“ Das halte ich für falsch, da die Betrügereien vermutlich über die Schweizer P&R Equipment & Finance Corp. gelaufen sind. Die gehört Heinz R., der auch in Deutschland als zentraler Gesellschafter der P&R-Unternehmen die Fäden in der Hand hielt. Die von P&R zu Beginn der Krise beauftragte Presseagentur wollte keine Stellungnahme abgeben. Und natürlich gilt für alle Beteiligten juristisch die Unschuldsvermutung.

Veranstaltungshinweis. Am 14. Juni 2018 veranstaltet Friedrich A. Wanschka am Münchner Flughafen einen Thementag Geldanlage unter der Überschrift: „Welche Lehren sind aus dem P+R Skandal zu ziehen?“ Investmentcheck wird dort zwei Vorträge halten und an Diskussionsrunden teilnehmen. Wer dazu weitere Informationen möchte, findet diese hier. Investmentcheck erhält fünf Freitickets, die wir bevorzugt an geschädigte Privatanleger vergeben. Anfragen dazu bitte an [email protected] richten.

Bisherige P&R-Berichterstattung (chronologisch):
Bestätigungsvermerke nur mit Einschränkungen (22. Juli 2016)
Fragwürdige Mietunterdeckungen bei P&R (26. Juni 2017)
Buch „Achtung, Anlegerfallen!“ ab Seite 221 (erschienen 27. Februar 2018)
Wie groß ist das Feuer unterm Dach? (8. März 2018)
Insolvenzanträge bei P&R (19. März 2018)
P&R –Schwindeleien gehen weiter (26. März 2018)
Erste traurige Wahrheiten (18. April 2018)
Weitere Insolvenzanträge bei P&R (27. April 2018)
Weit über 50.000 falsche Steuererklärungen? (5. Mai 2018)
Gebrauchtcontainer als neu verkauft (6. Mai 2018)
Falsche Eigentumszertifikate (12. Mai 2018)


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