Peinlich für Companisto

Homefort GmbH ist insolvent

Es ist immer wieder das Gleiche: Heiße Luft wird als Investment verkauft. Das Schlimme daran: Eine gute Idee wird zerstört. Das klingt jetzt hart und emotional, ist aber traurige Wahrheit zahlreicher Crowdinvestments. Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens bei der Homefort GmbH bestätigt das mal wieder. Und Companisto war quasi Komplize bei der Kapitalakquise für das Unternehmen, das die Arbeit von Einbrechern behindern wollte.

Vorgeschichte. Im September 2015 wurde die Homefort GmbH gegründet. „Wir machen Deutschland wieder sicher!“ war der Slogan für eine Einbruchschutz-Flatrate ab 39,90 Euro im Monat. Etwas über 30.000 Euro betrug das gezeichnete Kapital, das überwiegend der geschäftsführende Gesellschafter Oliver Kremers hielt. Ab Juli 2016 sollte dann bis zu einer Million Euro durch ein qualifiziertes Nachrangdarlehen eingesammelt werden. Knapp 180.000 Euro wurden von 491 Companisten investiert.

500 Anleger dürften rund 180.000 Euro verloren haben.
500 Anleger dürften rund 180.000 Euro verloren haben.
Quelle: Darstellung des Investments auf der Homepage von Companisto

Insolvenzverfahren. Auf Anfrage teilte Companisto mit, dass ab dem Zeitpunkt der Insolvenzanmeldung am 3. November 2017 „jede Kommunikation mit dem/der zuständigen Insolvenzverwalter/in abgestimmt werden muss.“ Deshalb könne momentan zu den Hintergründen und dem weiteren Verfahren nichts gesagt werden. Die Investoren sollen aber in den nächsten Tagen weitere Informationen erhalten.

Unternehmensbewertung. Geradezu skandalös war nach Meinung von investmentcheck die Bewertung des quasi noch neuen Unternehmens zum Zeitpunkt des Crowdfundings. Für fünf Euro Darlehenssumme erhielt ein Anleger eine Beteiligung von mindestens 0,0001923077 Prozent. (Die Zahl hat nichts mit Homöopathie zu tun!) Zurückgerechnet auf die Ausgangssumme bedeutete das einen Unternehmenswert von 2,6 Millionen Euro. Unter Einrechnung der Fundingobergrenze von einer Million Euro sollte Homefort also vorher 1,6 Millionen Euro wert gewesen sein. Companisto erklärte auf Nachfrage dazu, dass sich die Bewertung „aus verschiedenen Faktoren, darunter Kundenzahlen, Umsätze und andere KPIs“ zusammensetzte. Konkretes konnte die Pressesprecherin Cristin Liekfeldt aber nicht mitteilen: „Leider kann ich Ihnen dazu nicht viel sagen, da Homefort noch eine Kampagne war, die keine öffentliche Erklärung zur Bewertung abgegeben hat, so wie es alle aktuellen Kampagnen tun.“

Loipfinger’s Meinung. Für mich ist es skandalös und ein Fall für den Staatsanwalt, wenn Anleger derartig über den Tisch gezogen werden. Es wirkt wie bewusste Anlegertäuschung, wenn im Vermögensanlagen-Informationsblatt (VIB) die Pre-Money-Bewertung nicht einmal klar beziffert wird und ein Anleger sie sich mühsam über mehrere Zahlen selbst berechnen muss. Die Insolvenzeröffnung nicht einmal ein Jahr später ist dann die nächste Peinlichkeit für die Schwarmfinanzierungsplattform Companisto. Was haben die eigentlich geprüft, um sich die Kapitalvermittlungs-Provision von zehn Prozent zu verdienen? Oder steht das Wasser bei der Schwarmfinanzierungsplattform schon so hoch, dass Anlegerinteressen nichts mehr zählen? Mit 716.000 Euro nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag per Ende 2016 könnte man das durchaus vermuten. Ist das eigentlich der Grund dafür, warum der Jahresabschluss 2016 noch nicht – wie gesetzlich vorgeschrieben – im elektronischen Bundesanzeiger wurde?


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