Bestätigungsvermerke nur mit Einschränkungen

Wichtige Informationen werden von P&R nicht geliefert

Der Markt für Seefrachtcontainer steckt tief in der Krise. Neubaupreise und Mieten liegen auf historisch niedrigem Niveau. Für Investoren häufen sich Hiobsbotschaften. Unter diesem schwierigem Marktumfeld müsste eigentlich auch der deutsche Marktführer für Container-Direktinvestments leiden. Eine Presseanfrage hat die P&R aus Grünwald bei München nicht beantwortet. Zuerst erbat sich der Pressesprecher Dr. Hajo Maier aufgrund des überraschenden Todes von Werner Feldkamp, dem Vorstandsvorsitzenden der P&R Gruppe, mehr Zeit. Doch selbst zwei Monate später gibt es immer noch keine Antworten auf zentrale Fragen. Einen Aspekt spricht der Wirtschaftsprüfer Werner Wagner-Gruber nun indirekt an. Er hat seine Bestätigungsvermerke für die kürzlich veröffentlichten Jahresabschlüsse 2014 von drei P&R-Gesellschaften eingeschränkt. „…entgegen § 285 Nr. 3 HGB wurden keine Angaben zu nicht in der Bilanz enthaltenen Geschäften gemacht (Art, Zweck, Risiken, Vorteile) bzw. entgegen § 285 Nr. 3a HGB wurde der Gesamtbetrag der sonstigen finanziellen Verpflichtungen nicht angegeben…“

Differenz zum Markt. Nach einer umfangreichen Recherche stellte Investmentcheck vor zwei Monaten verschiedene Fragen an P&R. Ein Bereich betraf das damals angebotene Investment Nummer 302. Es wurde nach Gründen gefragt, warum die Kaufpreise und Mieten deutlich über Markt lagen. Auch die weit über dem Schätzwert eines gebrauchten Containers liegende Restwertannahme sollte P&R erklären. Immerhin geht die Rechnung der Investoren nur auf, wenn die geplanten 1.455 Euro pro 20-Fuss-Container nach fünf Jahren tatsächlich erzielt werden. Sollten die Anleger nur das erhalten, was der Marktwert eines solchen gebrauchten Containers heute ausmacht, würden schmerzhafte Verluste entstehen. Ähnliches gilt übrigens auch für das derzeit angebotene Investment Nr. 1116 in gebrauchte 40-Fuss-High-Cube-Container. Der Kaufpreis liegt mit 2.675 Euro pro Container bei umgerechnet rund 1.730 US-Dollar pro CEU. Ein Gebrauchtcontainer dieser Größe dürfte heute auf dem Weltmarkt rund die Hälfte wert sein. Und der kalkulierte Restwert in 5 Jahren liegt mit 1.740 Euro pro Container ebenfalls weit über den heutigen Weltmarktpreisen.

Schneeballsystem? Ein anderer Themenkomplex der Presseanfrage betraf die Beobachtung, dass auf frühere Containermodelle nach deren Ablauf teilweise ähnliche neue Angebote für gebrauchte Container folgten. Investmentcheck wollte zum Beispiel wissen, ob es sich bei den unter der Nummer 1114 im März 2016 angebotenen gebrauchten 20-Fuss-Standard-Containern um die gleichen Boxen handelte, die 2013 unter der Nummer 3017 als Leasing-Programm mit drei Jahren Laufzeit verkauft wurden? Ähnliches war beim Angebot 258 aus 2011 zu vermuten. Nach Ablauf der Mietdauer von 5 Jahren wurden im April 2016 mit dem Angebot 1115 solche 40-Fuss-High-Cube-Container gebraucht an Investoren verkauft. Übrigens: Aktuell werden von P&R unter der Nummer 1116 ebenfalls gebrauchte 40-Fuss-High-Cube-Container angeboten. Im Mai 2013 gab es mit der Nummer 3018 ein Angebot von neuwertigen Containern dieser Größe. Die Laufzeit betrug 3 Jahre. Von Anlegern wurden Container kürzlich weit über Marktpreis zu 3.315 Euro pro Stück zurückgekauft.

Jahresabschlüsse. Gefragt wurde P&R auch nach dem Grund, warum die Jahresabschlüsse 2014 für die P&R Container Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH, die P&R Gebrauchtcontainer Vertriebs-und Verwaltungs-GmbH sowie die P&R Container Leasing GmbH damals noch nicht veröffentlicht waren, obwohl Paragraph 325 HGB grundsätzlich eine Offenlegung innerhalb von zwölf Monaten fordert. Zwischenzeitlich hat sich die Frage zumindest insoweit erledigt, dass die Jahresabschlüsse 2014 am 18. Juli 2016 veröffentlicht wurden. Bei allen drei Unternehmen wird von einem zufriedenstellenden Geschäft berichtet, auch wenn auf Gruppenebene die Platzierungszuwächse der Jahre 2010 bis 2013 nicht mehr fortgesetzt werden konnten. Mit 766 Millionen Euro „konnte die P&R-Gruppe in 2014, sowohl im Gesamtranking als auch in der beim platzierten Eigenkapital den Spitzenplatz im deutschen Initiatoren-Ranking behaupten“.

Bonität. Gerade weil das Containerverkaufsvolumen von 2006 bis einschließlich 2015 mit 7,88 Milliarden Euro extrem hoch war, ist die Frage nach der Bonität der P&R-Gruppe entscheidend. Paragraph 285 Absatz 3 Handelsgesetzbuch schreibt hierzu entsprechende Pflichtangaben vor: „…Art und Zweck sowie Risiken, Vorteile und finanzielle Auswirkungen von nicht in der Bilanz enthaltenen Geschäften, soweit die Risiken und Vorteile wesentlich sind und die Offenlegung für die Beurteilung der Finanzlage des Unternehmens erforderlich ist.“ Im Absatz 3a wird zusätzlich definiert, dass ein Gesamtbetrag anzugeben ist. Das hat P&R nicht getan, weshalb der Wirtschaftsprüfer in Bestätigungsvermerken hierzu Einschränkungen vornahm.

Loipfingers-Meinung. Höchst interessant wäre die Antwort auf die Frage nach den Verpflichtungen aus in nächster Zeit auslaufenden alten Containermodellen. P&R hat auch diesen Aspekt aus der Presseanfrage nicht aufgeklärt. Deshalb bleibt es spannend, ob P&R weiter Umsätze in der notwendigen Höhe generieren kann, um Mieten und Rückkäufe aller alten Modelle zu bedienen? Wann wird P&R endlich ihr erstes Direktinvestment anbieten, das auf einem von der BaFin gestatteten Verkaufsprospekt basiert? Erst ab nächstem Jahr schreibt das mit dem Finanzmarktnovellierungsgesetz geänderte Vermögensanlagengesetz einen Verkaufsprospekt vor, wenn eine Verzinsung und Rückzahlung nicht nur gewährt, sondern bereits in Aussicht gestellt wird. Für die momentan noch mit spärlichen Informationen verkauften P&R-Investments müssen dann umfangreiche Verkaufsprospekte erstellt werden. Es wird spannend, was dann zu den hohen Kauf- und Mietpreisen, Bonitätsfragen, Garanten und Interessenskonflikten zu lesen sein wird.


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