Trotz Marktschwäche angeblich keine Probleme bei CH2

CH2-Anleger sollen dieses Jahr noch über 30 Millionen Euro zurückerhalten

Mit 287 Millionen Euro eingesammeltem Anlegerkapital und über 14.000 Zeichnungen von mehr als 7.000 Anlegern zählt die CH2 Contorhaus Hansestadt Hamburg AG zu den größeren Anbietern von Containerinvestments. Laut Auskunft von Antje Montag, Vorstand bei der CH2 AG, wurden alle Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Investoren seit der Emission von Angebot Nummer 1 im Jahr 2008 vollumfänglich erfüllt. Dieses Jahr stehen von Juni bis Dezember noch Rückkaufsverpflichtungen in Höhe von 33,5 Millionen Euro an.

Presseanfrage. Der Internetauftritt der CH2 AG berichtet im Abschnitt Marktbericht über Erfolgsmeldungen im Container- und Wechselkoffersegment. Beim Containermarkt werden neben Rekordmeldungen für 2011 noch gewisse Korrekturen angedeutet: „Nachdem die Produktion jedoch wieder auf Vorkrisenniveau angehoben worden war, haben in der zweiten Jahreshälfte 2015 niedrigere Rohstoffpreise und gesunkene Produktionskosten für günstige Neucontainerpreise gesorgt.“ Was sich nach einer heilen Welt anhört, wirft bei genauerem Hinsehen Fragen auf. Antje Montag hat auf Nachfrage eingeräumt, dass die Mieten und Preise „momentan im langfristigen Vergleich auf einem unterdurchschnittlichem Niveau“ liegen. Für die Zukunft ist sie allerdings überzeugt, dass der „Containerleasingmarkt in den nächsten Jahren anziehen wird“. Wer das liest und die Betonung auf „in den nächsten Jahren“ legt, der dürfte allerdings nicht gerade in Euphorie verfallen.

Container-Direktinvestments. Derzeit verdient CH2 kein Geld mit der Platzierung neuer Container-Angebote. Auf der Homepage ist zu lesen: „Aktuell befindet sich kein Produkt im Vertrieb, da sich der zugehörige Vermögensanlageprospekt im Gestattungsprozess bei der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) befindet.“ Andererseits betragen die Rückkaufsverpflichtungen im Jahr 2016 insgesamt rund 43,1 Millionen Euro. Gut die Hälfte davon betrifft Wechselkoffer, der Rest Container. 9,6 Millionen Euro wurden bereits zurückbezahlt. Der Großteil in Höhe von 33,5 Millionen Euro wird von Juni bis Dezember fällig. Zahlungspflichtig sind die WCT Europe GmbH, die mit Stichtag 1. Januar diesen Jahres in die Mobilboxx GmbH umfirmiert wurde und die BoxDirect AG. Beide Gesellschaften weisen allerdings in Ihren Jahresabschlüssen für das Geschäftsjahr 2014 laut Bundesanzeiger nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbeträge aus. Bei der WCT Europe GmbH steht dem gezeichneten Kapital von 30.000 Euro per 31. Dezember 2014 ein Fehlbetrag von 942.000 Euro gegenüber. Bei der BoxDirect AG war es zu diesem Stichtag ein gezeichnetes Kapital von 50.000 Euro und ein Fehlbetrag von 362.000 Euro. Auch die gezeichneten Eigenkapitalbeträge in Relation zu den Bilanzsummen von knapp 30 Millionen Euro bei WCT Europe und von 103 Millionen Euro bei BoxDirect sind nicht gerade Vertrauen erweckend. Antje Montag hat dazu allerdings angemerkt, „dass die Höhe des Grund- bzw. Stammkapitals eines Unternehmens nichts über dessen Bonität und Solvenz“ aussage.

Abgrenzung. Bei Recherchen im Internet zur WCT Europe GmbH sind verschiedene Hinweise auf die WCT World Container Trading GmbH zu finden. Dabei handelt es sich ehemals um Schwestergesellschaften. Dazu befragt hat der Rechtsanwalt Heinz-Gerd Pinkernell als Aufsichtsrat und rechtlicher Berater der CH2 geantwortet: „Die Mobilboxx Europe GmbH (bis zum 1. Januar 2016 WCT Europe GmbH) wurde bereits im Juni 2014 durch die aktuellen Gesellschafter von dem damaligen Gesellschafter Michael Gurke erworben. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die WCT Europe und die heute insolvenzbehaftete WCT Trading GmbH lediglich Schwestergesellschaften. Ein Über-/Unterordnungsverhältnis, oder eine wirtschaftliche Abhängigkeit bestand nicht.“ Ab diesem Zeitpunkt gab es laut Pinkernell keine Geschäftsverbindungen mehr zwischen den Gesellschaften. Die heutige Mobilboxx Europe sei deshalb von der Insolvenz der WCT Trading nicht betroffen.

Investmentcheck-Meinung. Nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbeträge und die geringen gezeichneten Eigenkapitalsummen bei Millionenumsätzen sind schwache Argumente für die zukünftige Zahlungsfähigkeit wichtiger Vertragspartner. Investmentcheck will keine begründeten Zweifel anmelden, aber die Ausführungen dazu im vielleicht bald veröffentlichten Verkaufsprospekt für ein neues Produkt werden sicher aufschlussreich. Auch die Erläuterungen zum Geschäftsmodell insgesamt dürften den Verkaufsprospekt absolut lesenswert machen. Wer diese Werke für unlesbare Bleiwüsten hält, der sollte sich den bereits veröffentlichten Verkaufsprospekt von Solvium ansehen. Es wird höchste Zeit, dass die wenig aufschlussreichen Blättersammlungen bei Direktinvestments der Vergangenheit angehören.


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